Zum Inhalt springen

Nichts gelernt: Schwere Vorwürfe gegen Apple-Zulieferer Pegatron

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Überstunden, Beleidigungen, Schüler als billige Arbeitskraft: Einem heute von der China Labor Watch (CLW) veröffentlichten Bericht zufolge hat Apple seine Versprechen (nach dem Foxconn-Skandal 2010) gebrochen, für bessere Arbeitsbedingungen in seinen Zulieferbetrieben sorgen zu wollen. Laut CLW sind die Arbeitsbedingengen in den Fabriken des neuen Zulieferers Pegatron noch schlimmer als bei Foxconn. 1)

Verdeckte Ermittler der in New York ansässigen NGO untersuchten die Arbeitsbedingungen zwischen März und Juli 2013 in drei Fabriken der Pegatron Group (Pegatron Shanghai, AVY und Riteng). CLW führte zusätzlich rund 200 Interviews mit Arbeitern des Konzerns. Das Ergebnis: In den Fabriken, die circa 70.000 Arbeiter beschäftigen, herrscht ein menschenunwürdiges Arbeitsklima. Die NGO konnte mehr als 80 gesetzliche oder ethische Verletzungen feststellen. Zu niedrige Löhne, Diskriminierung, zwangsweise Überstunden, Umweltverschmutzung, Missachtung der Standards für Rettungswege und Sicherheitsunterweisungen sowie ein hoher psychischer Druck, der die Arbeiter belastet, sind nur einige der Vorwürfe seitens der CLW. Die Arbeiter wissen oft nicht, wie giftig die Stoffe sind, mit denen sie arbeiten, und können sich dadurch nicht ausreichend davor schützen. Bei Kontrollbesuchen der Auftraggeber weisen die Fabriken ihre Arbeiter an und manipulieren die Stundenzahl ihrer Angestellten, da diese oft über das von Apple vorgegebene (60 h) und gesetzlich erlaubte Maximum (49 h) hinausgehen. 2)

Apple kümmert sich um die Qualität seiner Produkte, aber die Arbeiter, die sie herstellen, sind dem Unternehmen scheinbar egal. Mehr noch: Die Ignoranz der schlechten Arbeitsbedingungen und der selbstverschriebenen sozialen Verantwortung Apples treiben die Umsätze in die Höhe. Je mehr Arbeiter in die Wohnheime – ohne warmes Wasser, zu zwölft auf 20 Quadratmetern im Stockbett – gepfercht werden, je mehr sie drangsaliert und ihre Rechte untergraben werden, desto niedriger sind die Kosten und desto höher ist Apples Gewinnspanne. 2) 3)

Besonders auffällig ist die Zahl der Minderjährigen. Bis zu 10.000 Schüler soll Pegatron beschäftigen. Der jüngste war 16 Jahre alt. Die Minderjährigen müssen genauso schwer und lange schuften wie die Erwachsenen. Sie müssen die ganze Schicht über stehend arbeiten. Noch schlimmer: Oft werden sie von ihren Schulen oder Lehrern an die Fabriken als „Praktikanten“ vermittelt und müssen an diese dafür Gebühren zahlen. 2)

Schon vor einigen Jahren wurden gegenüber Apple bzw. dessen Zulieferer Foxconn ähnliche Vorwürfe laut. Bereits 2006 wurden die schlechten Arbeitsbedingen des iPod-Produzenten bekannt. 4) Die Fabrik machte 2010 weltweit Schlagzeilen, als sich 13 ihrer Arbeiter das Leben nahmen. 5) Auch Minderjährige soll Foxconn beschäftigt haben.  6) Apple versprach Verbesserung. 7) 8) Die Löhne stiegen. Drei Jahre später wandert Apple zu Pegatron, weil Foxconn zu teuer wurde. Doch die Situation der Arbeiter ist laut CLW bei Pegatron wohl noch schlimmer. 3)

Apple zeigte sich überrascht und versprach, die Vorwürfe „sofort zu untersuchen“. 9) Pegatrons Firmenchef Jason Cheng kündigte an, die vorgeworfenen Missstände zu untersuchen und wenn nötig zu korrigieren. 10)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Apple’s unkept promises: Cheap iPhones come at high cost to Chinese workers – China Labor Watch – Englisch – zuletzt aufgerufen am 01.10.2014
  2. Apple’s unkept promises: Cheap iPhones come at high cost to Chinese workers – China Labor Watch – Englisch – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  3. Apple rückt von Foxconn ab – Zeit Online – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  4. Produktionsbedingungen von Apples iPod in der Kritik – heise online – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  5. Foxconn: Selbstmordserie erschüttert iPhone-Hersteller – Spiegel Online – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  6. Foxconn Says Underage Interns Worked at Yantai in China – Bloomberg.com – Englisch – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  7. DailyTech:  Apple PR addresses Foxconn suicides (englisch); nicht mehr verfügbar
  8. Reaktion auf Selbstmorde: Apple zahlt angeblich Zuschuss an Foxconn-Mitarbeiter – Netzwelt.de – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  9. Apple’s Response to Latest Supplier Labor Abuse Allegations – The Wall Street Journal – Englisch – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013
  10. Worker Group Alleges Abuses at Apple Supplier in China – Wall Street Journal – Englisch – zuletzt aufgerufen am 29.7.2013



Umfrage
Was bewirkt unsere Arbeit?
Um zu erfahren, was unsere Kampagne "Aktiv gegen Kinderarbeit" bewirkt, bitten wir dich um Antwort auf zwei kurze Fragen:

Hast du hier Neues erfahren?

Willst du möglichst nur noch Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit kaufen?

Anregungen, Kritik oder sonstige Anmerkungen:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert