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China: Das Stadt-Land-Gefälle und die daraus resultierenden Probleme

Die Volksrepublik China hat sich in den letzten Jahrzehnten wie kein anderes Land entwickelt. Durch das enorme Wirtschaftswachstum ist China zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aufgestiegen. Dadurch hat sich inzwischen ein solider Mittelstand entwickelt und die Zahl der Arbeitslosen ist seit Jahren rückläufig.
Aber der Wirtschaftsboom scheint langsam an seine Grenzen gelangt: Vielfältige Probleme wie Inflation, Korruption und Umweltverschmutzung werden deutlich. Das vielleicht gravierendste Problem jedoch ist, dass nicht alle Regionen im gleichen Maße vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren konnten.

Es gibt ein deutliches Stadt-Land- und Ost-West-Gefälle. Dieses Gefälle ist maßgeblich für den Unterschied zwischen reichen und armen Menschen verantwortlich. Zum Beispiel ist das Pro-Kopf-Einkommen eines Shanghaiers etwa dreimal so hoch wie das eines Bewohners in der westlichen Provinz Gansu. 1) Angesichts des größten Einkommensgefälles weltweit scheint die soziale Stabilität der Volksrepublik zunehmend gefährdet. 2)

Daraus resultieren weitere wachsende Probleme: Zunächst einmal ziehen immer mehr ländliche Bewohner in die prosperierenden Großstädte an der Ostküste oder werden zu Wanderarbeitern: Die Anzahl solcher Wanderarbeiter ist seit 30 Jahren stetig angestiegen und wird derzeit auf ca. 200 – 300 Millionen Menschen geschätzt. 3)

Grund für die Verarmung der Landbevölkerung ist ein seit den 1980er-Jahren anhaltender Trend schrumpfender Nahrungsmittelpreise und die dadurch sinkenden Einkommen für die Bauern. Inzwischen versucht die Regierung durch die Senkung der Agrarsteuern die Situation zu verbessern, bislang jedoch ohne sichtbaren Erfolg. 2) Ein weiteres durch das Stadt-Land-Gefälle verursachtes Problem ist das unterschiedliche Bildungsniveau: Zwar besuchen inzwischen ca. 95 % aller Kinder eine Schule, aber die 5%, die hauptsächlich auf dem Land leben, machen in absoluten Zahlen immer noch Millionen aus. Wegen keiner oder ungenügender Bildung sind viele Kinder und Jugendliche in den ländlichen Gebieten dazu gezwungen, ihren Familien bei der Arbeit, zum Beispiel auf den Feldern, zu helfen. Die Kontrollen der Behörden v.a. auf dem Land sind eher schwach, da sie befürchten, dass eine Abschaffung von Kinderarbeit in ihrem Bezirk das Wirtschaftswachstum verlangsamen oder verhindern könnte.Verlässliche Angaben und Statistiken, wie stark die Kinderarbeit tatsächlich verbreitet ist, gibt es aber leider nicht.

Die chinesische Zentralregierung hat in den letzten Jahren allerdings versucht, durch verschiedenste Programme, wie zum Beispiel die Einführung von ILO – Konventionen, der verstärkten gesetzlichen Kontrolle von Kinderarbeit durch sogenannte Identifikationskarten und durch Schulungen von chinesischen Repräsentanten im Umgang mit Problemen wie Kinderarbeit die Lage zu verbessern. 4)

In den kommenden Jahren gilt es also, diese Maßnahmen zu verstärken und – ganz wichtig – diese auch effizient anzuwenden. Die chinesische Regierung sollte sich der Ernsthaftigkeit des Stadt-Land Gefälles in aller Deutlichkeit bewusst werden, bevor es zu sozialen Unruhen im Land kommt.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Jenseits des Wirtschaftswunders – Deutschlandradio Online – aufgerufen am 29.07.2013
  2. German.China.Org – Einkommensgefälle zwischen Stadt und Land in China wächst – aufgerufen am 29.07.2013
  3. Bericht der EU zu China – Chinas neue Arbeiterklasse – aufgerufen am 30.07.2013
  4. Wikispaces Online – Kinderarbeit in China – nicht mehr verfügbar



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