Kürzlich veröffentlichte die ILO einen Bericht über weltweite Kinderarbeit und kommt zu dem Schluss, dass sozialpolitische Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Kinderarbeit leisten.
Weltweit gibt es rund 215 Millionen arbeitende Kinder. Über die Hälfte von ihnen sind von den schlimmsten Formen der Kinderarbeit betroffen – dazu zählt beispielsweise Prostitution, gefährliche Minenarbeit oder das Ausüben anderer gesundheitsgefährdender Tätigkeiten. In dem Bericht der ILO werden die unterschiedlichen Auswirkungen von sozialpolitischen Maßnahmen auf die Lage der Kinder beleuchtet. Künftig soll einmal im Jahr ein solcher Bericht veröffentlicht werden, der Forschungsergebnisse über Kinderarbeit und Sozialpolitik behandelt.
Der Bericht zeigt beispielsweise, dass Barauszahlungen zu einem wesentlichen Rückgang in der Kinderarbeit führen. In Brasilien bekommen arme Familien einen bestimmten Betrag pro Monat von dem Programm der „Bolsa Familia“ zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug sollen die Familien ihre Kinder zur Schule schicken. So wurde bereits ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung der Kinderarbeit in sowohl ländlichen als auch städtischen Gebieten Brasiliens geleistet.
In dem Bericht wird auf eine starke Korrelation zwischen Gesundheit und Kinderarbeit hingewiesen: Wenn beispielsweise der Hauptverdiener einer Familie durch eine Krankheit oder Verletzung ausfällt, sind manche Familien darauf angewiesen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken, um finanziell über die Runden zu kommen. In Togo und Sambia gibt es einen bedeutenden Anstieg (in Sambia um 9%) in der Kinderarbeit, wenn ein Familienmitglied krank wurde oder starb. Der Anstieg in der Kinderarbeit geht leider mit einer abnehmenden Anwesenheit an Schulen einher. Untersuchungen in Guatemala haben ergeben, dass Kinder, in deren Familien mindestens ein Mitglied krankenversichert ist, seltener arbeiten gehen müssen.
Auch das Thema Alterssicherheit durch verlässliche Renteneinnahmen spielt in manchen Ländern eine große Rolle. In Namibia, Malawi, Botswana und weiteren afrikanischen Staaten leben mehr als die Hälfte aller Waisen bei ihren Großeltern. Um Kinderarbeit in solchen Fällen vorzubeugen, ist die Einkommenssicherheit für alte Menschen von enormer Wichtigkeit. Studien in Südafrika und Brasilien haben ergeben, dass Renten dabei helfen, die Kinderarbeit zu reduzieren.
Laut Constance Thomas (Direktorin des IPEC) trage der Bericht zu einem besseren Verständnis der wirtschaftlichen und sozialen Ursachen von Kinderarbeit bei. Er belege eindeutig, dass Investitionen in den sozialen Basisschutz ein entscheidender Bestandteil des Kampfes gegen Kinderarbeit sei. Dies schließe den Zugang zu menschenwürdiger Arbeit für Erwachsene sowie Schul- und Ausbildung für die Kinder ein, erklärt Constance Thomas. 1) 2) 3)
- Sozialer Schutz ist entscheidend im Kampf gegen Kinderarbeit – Internationale Arbeitsorganisation – aufgerufen am 03.05.2013 ↩
- Protecting children from having to work – International Labor Organization – aufgerufen am 03.05.2013 ↩
- World Report on Child Labour: Economic vulnerability, social protection and the fight against child labour – International Programme on the Elimination of Child Labour – aufgerufen am 03.05.2013 ↩