Tausende Kinder befinden sich in diesem Moment auf der Flucht vor Rebellenarmeen im Osten der Republik. In Angst vor Vergewaltigungen und Rekrutierungen von Kindersoldaten begeben sich die Flüchtlinge oft ohne Begleitung Erwachsener oder Eltern in Richtung Ruanda oder Uganda, um dort in einem der Flüchtlingslager aufgenommen zu werden. Verschiedenen Quellen zufolge vermutet man über 100.000 Flüchtlinge auf dem Weg über eine der Staatsgrenzen. 1)
Die Region um Nord-Kivu war in der Geschichte des afrikanischen Staates immer wieder von militärischen Auseinandersetzungen betroffen und geriet aufgrund des Abbaus von Coltan häufig in den medialen Fokus, da man dort nachweislich Kinderarbeit in den Minen feststellen konnte. Hinzu kommt, dass die Region um Nord-Kivu von verschiedensten Rebellen und Regierungstruppen kontrolliert wird, die sich durch den illegalen Abbau des Erzes finanzieren. Schwere Kämpfe zwischen Regierung und der M23-Rebellion, die in den letzten 2 Wochen geführt wurden 2) veranlassten die Bevölkerung, zu fliehen.
Wie dramatisch die Situation um die Durchsetzungsgewalt der Regierung tatsächlich ist, wird klar, wenn man betrachtet wie viele Rebellengruppierungen in der Region ansässig sind: M23 (March 23 Movement), Mai-Mai Miliz, LRA (Lord Resistance Army), FRPI (Forces de Résistance Patriotique d’Ituri) oder die CNDP (Congrès national pour la défense du peuple). Viele dieser Bewegungen entführen hunderte von Kindern und machen sie zum Werkzeug ihrer Rebellion. Kindersoldaten werden bewaffnet, als Spione, Soldaten oder Köche eingesetzt und sogar gezwungen, ihre eigenen Familien zu ermorden.
Angrenzende Hilfslager melden stark ansteigende Flüchtlingsströme. Kinder, die nicht versuchen, sich in den Wäldern der Region Kivu zu verstecken, wollen sich bis zu den Camps durchschlagen. Viele sind krank, schwer unterernährt und sterben dann in den Lagern. Hilfsorganisationen vor Ort fordern die Konfliktparteien auf, ihre Kämpfe zu beenden oder zumindest das Wohl der Kinder zu beachten. Der Großteil der Arbeit und Aufbauhilfe, die die Organisationen geleistet haben, würde durch die Angriffe vernichtet – über 20 Jahre lange Anstrengungen waren so vergebens. 3) 4)