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Imam-Hochzeiten in der Türkei: Kindesmissbrauch mit religiösem Hintergrund

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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In der türkischen Stadt Bolu wird ein elfjähriges Mädchen ins Krankenhaus gebracht, wo der behandelnde Arzt eine Schwangerschaft feststellt. Der 25-jährige Ehemann des Mädchens sitzt im Warteraum und weigert sich, das Mädchen nach der Diagnose stationär behandeln zu lassen. Der Mann erklärt, er müsse in ihr Heimatdorf zurückkehren. Dort hätte das Paar bei einem Imam nach einem religiösen Ritus geheiratet, allerdings nicht auf einer rechtlich legalen Grundlage. Trotzdem wird keine Anzeige gegen den Ehemann erstattet und das Paar kann die Klinik ungehindert verlassen. Wenige Tage nach diesem Vorfall erklärt die Familienministerin der Türkei, Fatma Sahin, dass man auf Grund der Knochenstruktur des Mädchens darauf schließen könne, dass das Mädchen deutlich älter als bisher bekannt sei. Das Mädchen sei bereits 17 und könne nun auch offiziell heiraten.

 

So wurde das juristische – und das gesellschaftliche – Problem ganz leicht aus der Welt geschafft. Offiziell ist eine Eheschließung in der Türkei erst im Alter von 18 Jahren möglich, in Ausnahmen auch schon ab einem Alter von 16 Jahren. Gerade in ländlichen Regionen ist die Verheiratung von Minderjährigen dennoch weit verbreitet.

 

Vor kurzem befreite die türkische Polizei auch eine 13-jährige Braut, die einen 19-jährigen Mann heiraten sollte. Der Bräutigam und sein Vater sowie die Eltern des Mädchens wurden daraufhin wegen Verdacht auf Kindesmissbrauch festgenommen.

Es erweckt den Anschein, dass diese Fälle von Kindesmissbrauch in der Türkei kaum noch für Aufregung sorgen, anders als noch vor 10 Jahren, als ähnliche Fälle öffentliche Diskussionen und Proteste nach sich zogen.

 

Seit neun Jahren regiert in der Türkei die islamisch ausgerichtete Partei AKP, die vor allem in der gesellschaftlichen Stellung der Frauen Spuren hinterlassen zu haben scheint.

Zwar wurden die Rechte der Frauen durch neue Gesetze gestärkt, so gibt es neue Strafrechtsparagraphen zur Vergewaltigung innerhalb von Ehen und zu Ehrenmorden, jedoch verzeichnen FrauenrechtlerInnen einen Anstieg der Gewalt gegen Frauen. Statistiken zufolge wird beispielsweise fast an jedem zweiten Tag eine Frau innerhalb ihrer Familie ermordet.

Imam-Hochzeiten mit Minderjährigen sind eigentlich eher in den ländlichen Traditionen verankert, innerhalb der gesamten türkischen Gesellschaft werden diese aber scheinbar immer mehr geduldet.

 

Link zum Artikel „Hüter der Doppelmoral“ auf spiegel-online

Link zum Artikel „Türkische Polizei befreit minderjährige Braut“ auf spiegel-online




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