In der vergangenen Silvesternacht wurden wieder unzählige Feuerwerkskörper verpulvert. Auch mein fünfzehnjähriger Sohn zündete mit großem Eifer und seinem Alter entsprechender pyromanischer Begeisterung Raketen, die angeblich aus „deutscher Herstellung“ stammten. Und ich stand wie immer mit gemischten Gefühlen daneben. Kann man sich auf die Angaben der Hersteller verlassen? Dürfen wir uns alljährlich bequem zurücklehnen und das Spektakel am Himmel vorbehaltlos genießen? Deutschlands Marktführer, Weco, stellt lediglich 40 Prozent seiner Feuerwerkskörper in Eigenproduktion her. Auf die Gefahr hin, meinem Sohn den Spaß zu verderben, hatte ich ihm erklärt, dass man nicht ausschließen könne, dass die von ihm gezündeten Raketen möglicherweise von Kindern produziert worden waren, die jünger sind als er. Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren, die in der indischen Stadt Sivakasi Silvesterraketen und Wunderkerzen herstellen. Und deren Arme und Gesichter verätzt oder verbrannt sind. Denen die Fingernägel fehlen. Immer wieder kommt es in den Fabriken zu schweren Explosionen. Die Arbeit ist im wörtlichsten Sinne brandgefährlich. Vincent Thamburaj, indischer Sozialarbeiter und Kinderrechtsexperte weist auf die Gefahren hin: „In den Fabriken passieren häufig schwere Unfälle, bei denen Kinder ums Leben kommen. Jeder Funke kann eine Explosion auslösen. Diese Unfälle werden aber verschwiegen, so dass wir kaum wissen, wie viele Tote es in der Feuerwerksindustrie wirklich gibt.“ Mit diesem Wissen bleibt ein wachsendes Unbehagen, das sich in die kindliche Begeisterung über die Farben am Himmel schleicht. Alle Jahre wieder.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.
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