Nach einer Untersuchung des amerikanischen Wirtschaftsministeriums nehmen die Länder Indien und Bangladesch sowie die Philippinen Spitzenpositionen ein, was die Beschäftigung von Kinderarbeitern betrifft. Am Montag waren die Ergebnisse der weltweiten Bestandsaufnahme zur Kinderarbeit veröffentlicht worden.
Bei der weltweiten Herstellung von rund 130 Produkten – die Palette reicht von Ziegelsteinen und Fußbällen über pornografisches Material bis hin zu seltenen Metallen, die für moderne Mobiltelefone verwendet werden – arbeiten Kinderhände in 71 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas mit. Nach Schätzungen des Ministeriums gibt es weltweit 215 Millionen Kinderarbeiter. Andere Zahlen machen da mehr Mut: Der Bericht listet über 140 Staaten auf, die sich in irgendeiner Form gegen Kinderarbeit engagieren.
Doch der Weg scheint noch weit: Weltweit haben rund ein Drittel der Staaten keine Beschränkungen zum Schutz der Kinder vor gefährlichen Tätigkeiten. In anderen Staaten gibt es für Arbeit kein gesetzliches Mindestalter, in vielen weiteren Ländern sind die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten mangelhaft.
Im Bericht findet sich auch eine detaillierte Auflistung der Produkte, die durch ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt werden. Indien ist hier „Spitzenreiter“: Nicht weniger als 20 Produkte werden dort durch Kinderarbeit hergestellt, darunter Ziegel, Feuerwerkskörper, Schuhe, Gewürze, Reis, Kleidung und Sportartikel wie Fußbälle. Auch bei einer separaten Liste, die Erzeugnisse aus Zwangsarbeit – die Kinder erhalten hier nicht einmal den üblichen Hungerlohn – aufweist, ist Indien führend.
In Bangladesch umfasst die Produktpalette der Kinderarbeit vor allem Industriegüter. Unter den 14 genannten Produkten sind Ziegelsteine, Schuhe, Kochgeschirr, Streichhölzer, Leder und Textilien. Bei den Philippinen werden Agrarprodukte wie Bananen, Kokosnüsse, Zuckerrohr und Tabak, dazu noch Reis, Gummi und pornografische Erzeugnisse genannt.
Nach Sandra Polaski, einer Sprecherin des Ministeriums, resultiert die Führungsposition Indiens aus der Größe des Landes, und nicht aus Vernachlässigung oder Nichtbeachtung des Problems. Dennoch ist der Milliardenstaat in der Pflicht, Lösungen zu finden. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung stellte die Einführung der Schulpflicht im Jahr 2010 dar, so Polaski. Weltweit sei die Kinderarbeit auf dem Vormarsch, so die Sprecherin: „Als Folge der Finanzkrise des Jahres 2008 sind viele Haushalte in den Ländern unter die Armutsgrenze gerutscht. Durch Kinderarbeit wurde versucht, das Einkommen der Familie wieder aufzubessern“.
Ebenso ist die Kinderarbeit in Lateinamerika keineswegs abgeschafft, doch Polaski sieht einen Staat wie Brasilien, in dem der Einsatz von Kindern in der Landwirtschaft Tradition hat, durch entsprechende Maßnahmen der Armutsbekämpfung auf einem guten Weg. Auch in Afrika gibt es weiter Problemländer, wie die Republik Kongo, in der Kinderarbeit im Bergbau alltäglich ist.
Link zum Artikel (englisch)
Die einzelnen Berichte finden sich hier (englisch) (Link nicht mehr abrufbar am 22.05.2014)