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USA: Illinois verstärkt den Kampf gegen Kinderpornographie

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Illinois erhöht die Bemühungen im Kampf gegen Kinderpornographie, obwohl die Behörden bestätigen, dass immer mehr Menschen wegen solcher Vergehen verurteilt werden. Ein gegenwärtiges Fallbeispiel betrifft einen ehemaligen Polizeibeamten, der zugab, auf seinem Dienstlaptop während seines Dienstes Kinderpornos angeschaut zu haben.

Im Bereich der Kinderpornographie spielt Technologie eine zwiespältige Rolle. Einerseits ermöglich sie es den Händlern unentdeckt zu bleiben, anderseits vereinfacht die Technik auch die Arbeit der Polizei. Um diese Rolle ein bisschen mehr zum Vorteil der Ermittler zu verlagern, trifft sich die Generalstaatsanwältin von Illinois, Lisa Madigan, diese Woche mit Vertretern verschiedener Internetanbieter. Sie möchte die Konzerne überzeugen, eine Technologie mit dem Namen PhotoDNA anzuwenden, die der Polizei das Ermitteln in Kinderprostitutionsfällen im Internet wesentlich leichter machen würde.

Die Technologie wurde 2009 von Microsoft Corp. entwickelt, die sie dem nationalen Zentrum für vermisste und ausgenutzte Kinder („ National Center for Missing & Exploited Children“) gespendet haben. Der Präsident des Zentrums, Ernie Allen, betont, dass mit PhotoDNA Dokumente, die Kinderpornographie enthalten, einfacher zurückverfolgt werden könnten und somit die gewitzten Taktiken der Verbrecher besiegt werden könnten. Allens Zentrum, das mit der Polizei zusammenarbeitet, um Kinderpornographie zu verhindern, hat verschiedene Unternehmen aufgefordert, die Technologie einzusetzen, beispielsweise Google. Facebook verwendet PhotoDNA schon. Mit PhotoDNA ist es möglich den Dateien auf der Spur zu bleiben, selbst wenn sie formatiert oder verändert werden, wodurch sich in den letzten Jahren die Verbrecher vor Entdeckung schützten.

Der Aufruf an Unternehmen, diese Technologie zu verwenden, ist der letzte Schritt in einer Reihe von Verbesserungen, die Kinderpornographie im Internet eingrenzen sollen. Allen betont, dass Illinois in dieser Hinsicht ein wahrer Vorreiter sei. Das Büro der Generalstaatsanwältin Madigan hat eine spezielle Arbeitsgruppe für Internetverbrechen gegen Kinder („Internet Crimes against Children“), die sich ausschließlich mit diesen Fällen befasst.

Niemand kann das Ausmaß der Kinderpornographie im Internet genau einschätzen. Allerdings werden, dem Justizministerium zufolge, immer mehr Fälle verfolgt und mehr Menschen zu immer längeren Gefängnisstrafen verurteilt. Allen weist darauf hin, dass 1995 im ganzen Land nur 50 Menschen wegen Kinderpornographie verurteilt wurden, während die Zahl jetzt bei etwa 2 500 im Jahr liegt. Für Illinois gibt es keine Statistiken, aber Beamte sagen, dass auch sie zunehmend mehr Fälle verfolgen würden. Für Allen ist das jedoch nur die sichtbare Oberfläche eines weitaus tiefer reichenden Problems.

In den letzten Monaten gab es verschieden Fälle in Chicago, die große Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Einer dieser Fälle betraf einen 35-jährigen Mann, der letzten Monat zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde, da er ein Video in einem privaten Chatraum verbreitet hatte, das ihn dabei zeigt, wie er ein Kind sexuell belästigt.

Laut des Staatsanwalts des DuPage Distrikts, Robert Berlin, ziehen sich Verbrechen im Bereich der Kinderpornographie durch alle Gesellschaftsschichten. Mike Hood, der Leiter der Abteilung für Hightech Verbrechen unter Generalstaatsanwältin Lisa Madigan, argumentiert, dass das Internet eine Explosion der Fälle verursacht hätte, da die Menschen nun leichter miteinander kommunizieren können. Obwohl Kinderpornographie schon mal fast gänzlich verschwunden war, hat sie in den letzten Jahren wieder sprunghaft zugenommen, da nun Internet in praktisch jeden Haushalt verfügbar ist. Durch Gesetze war es zwar möglich kommerzielle Webseiten am Verkauf von Kinderpornographie zu hindern, aber jetzt werden die meisten Internetpornos wie Musik oder Videodateien in privaten Chaträumen oder Netzwerken verbreitet, wodurch die Ermittlungen erschwert werden. Allerdings hilft die neue Technik viel. Während früher Polizeibeamte als Teilnehmer in Chats darauf warten mussten, dass jemand einen Film anbietet, können sie nun gefundene Dateien anhand von Identifizierungscodes zuordnen, betont Hood. Jede Datei hat sozusagen ihren eigenen genetischen Fingerabdruck, mit dem die Polizei die Datei bis zu dem Computer, an dem sie herunter geladen wird, verfolgen kann.

Nachdem sie letzten Sommer eine Untersuchung gestartet hatten, fanden die Beamten bei der Überprüfung der so ermittelten IP Adressen schnell heraus, dass über 8 000 Menschen im Internet auf Dateien mit Kinderpornographie zu greifen. Nachdem die Ermittlungsbeamten die IP Adresse identifiziert haben, können die Behörden Durchsuchungsbefehle für die Computer erwirken und, im Falle gefundener kinderpornographischer Dateien, Anklage erheben. Seit Beginn der Operation letzten Sommer wurden 22 Menschen wegen Kinderpornographie verhaftet. Das Verbrechen kann in Illinois mit bis zu 30 Jahren Gefängnisaufenthalt bestraft werden.

Trotz des verstärkten Engagements jedoch gibt es Kinderpornographie im Überfluss. Seit 2003 verwendet das nationale Zentrum für vermisste und ausgenützte Kinder ein Computersystem zur Überprüfung der gefundenen Bilder, um den Behörden bei der Identifizierung der Kinder, die sexuell missbraucht und dabei gefilmt oder fotografiert wurden, zu helfen. Allein letztes Jahr wurden so 13 Millionen Bilder überprüft, im gesamten Zeitraum von 2003 bis heute waren es 53 Millionen. Momentan überprüft die Organisation etwa 300 000 jede Woche, eine monumentale Aufgabe. Allerdings betont Allen, dass diese Bilder der Kinder durch das Internet für immer in Umlauf bleiben werden.

 

Link zum Artikel (englisch) – nicht mehr aufrufbar




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