In Ungarn ist die Zahl der illegal beschäftigten Minderjährigen schwer abzuschätzen, da jedes Jahr nur ein paar Dutzend bei Kontrollen erwischt werden. Die Kinderarbeit stand wieder im Mittelpunkt als ein soziales Problem im Zusammenhang mit einem Fall im Juni 2010. Die Arbeitsinspektoren haben einen 13 Jahre alten Jungen an der Autobahnbaustelle auf frischer Tat ertappt. Auf Grund fehlender gesetzlicher Bestimmungen sind sich die Inspektoren unsicher, ob sie die illegale Beschäftigung von Mindenjährigen bei der Behörde für Kinderschutz melden sollen. Allerdings stellte sich in der Untersuchung heraus, dass der zuständige Notar und Kinder- und Jugendhilfe versagt haben. Obwohl sie offiziell keinen Bericht erhalten hatten, hätte der Notar von der Kinderarbeit wissen müssen, weil er und der Bürgermeister mehreren nationalen Medien berichtet hatten, dass die Kinder des Dorfes auf der Baustelle arbeiteten. Es stellte sich nach der Zeugenaussage des Minderjährigen heraus, dass er keine verständliche Erklärung über seine Rechte bekommen hatte. Bei der Anhörung war sein Vater nicht anwesend, obwohl er auf derselben Baustelle arbeitete und bei der Kontrolle auch angehört wurde!
Obwohl das Gesetz die Beschäftigung von Mindenjährigen, die unter 15 Jahre alt sind, in Ungarn verbietet, sind weder die Arbeitsmarkt-Kontrollbehörden noch die Kinderschutzagenturen darauf vorbereitet, was zu tun ist, wenn ein arbeitendes Kind gefunden wird. In Ungarn erkennt die öffentliche Wahrnehmung keine Kinderarbeit, außer beim Auftreten von eklatanten Fällen. Aber man kann regelmäßig Kinder sehen, die Flyer verteilen, bei Ernte und Saisonarbeit helfen, an der Kreuzung die Scheiben von Autos abwischen oder einige, die betteln. Diese Aktivitäten werden von der Gesellschaft nicht als Arbeit bezeichnet. Sogar die meisten Kinder erleben es nicht als ausbeuterische Beschäftigung, Geld zu verdienen, statt in die Schule zu gehen.