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Kindersoldaten: Die Geschichte von Jimyke

Karte von Sierra-Leone Jimyke Korome ist heute 22 Jahre alt. Als Kind hat er Menschen getötet, heute arbeitet er als Assistenzlehrer für Computer und IT an der Educ-Aid, einer Schule für Straßenkinder in Freetown, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Sierra Leone. Er ist nunmehr seit sechs Jahren dort.

Er kämpfte als Kindersoldat im Bürgerkrieg in Sierra Leone. Dieser Bürgerkrieg brach im Jahr 1991 aus und endete 2002. Kurz nach Kriegsende wurden die Kindersoldaten mit Hilfe eines britischen Programms entwaffnet, zwei Jahre betreut und mit Bargeld und einer Werkzeugkiste in eine ungewisse Zukunft entlassen. Viele der ehemaligen Kindersoldaten treiben sich in den Straßen der Hauptstadt herum und versuchen durch Diebstahl zu überleben. Jimyke ging mit 14 Jahren in sein Heimatdorf zurück, fast alle seine Familienmitglieder wurden getötet oder waren verschwunden. Mit 15 Jahren begab er sich nach Freetown.

Der Bürgerkireg in Sierra Leone war einer der blutigsten Bürgerkriege in der Geschichte Afrikas, der mit Massenmorden, grausamen Verstümmelungen und Vergewaltigungen einherging. Es gab 100.000 Tote und viele Hunderttausend verloren ihre Heimat und ihr Eigentum. Regierungsarmee, Milizen und die Rebellengruppe „Revolutionary Unites Front“ (RUF) unter der Führung von Foday Sankoh kämpften gegeneinander. Der ehemalige liberianische Präsident Chalres Taylor unterstützte die RUF mit Waffenlieferungen in ihrem Kampf, die korrupte Regierung in Sierra Leone zu stürzen. Im Gegenzug verlangte er Diamanten. Foday Sankoh wurde verurteilt und ist inzwischen gestorben. Charles Taylor befindet sich seit vier Jahren in Untersuchungshaft in Den Haag.

Als Jimyke acht Jahre alt war, überfielen Rebellen der RUF sein Heimatdorf. Sie brannten dort alles nieder, töteten die Einwohner und nahmen Jimyke einfach mit. Innerhalb eines Monats lernte er den Umgang mit Waffen und wie man die Bevölkerung foltert. Ein Drogengemisch aus Kokain und Schießpulver diente dazu, das Heimweh zu beruhigen und das Gewissen auszuschalten. Zuerst wurde Jimyke als Späher eingesetzt, danach nahm er an Kampfhandlungen in der Nähe seines Heimatdorfes teil. Er berichtet wie er einfach losrannte und um sich schoss. Der Drogenrausch verhinderte Angstgefühle oder Hemmungen. Erst im Lager kam er zu sich und weinte. Daraufhin bekam er Marihuana um die Schuldgefühle abzutöten. Mit der Verabreichung von Drogen versuchten die Rebellen die Kindersoldaten völlig abzustumpfen. Um den Willen der Kinder zu brechen mussten diese sogar ihre eigenen Eltern töten. Sie mussten grausamste Folterungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen in den Dörfern ansehen, welche die Rebellen überfielen. Jede menschliche Regung wurde damit in ihnen zerstört. Jimyke wurde als Zehnjähriger aufgrund seiner Skrupellosigkeit sogar zum Kommandant ernannt. Insgesamt war er vier Jahre lang Kindersoldat, dann war der Krieg vorbei.

Miriam Mason-Sesay, die Direktorin von Educ-Aid beschreibt die erste Begegnung mit Jimyke. Er litt unter Scham und Schuldgefühlen, konnte sich nicht verzeihen und war innerlich zerrissen. Erst als er ihr seine Geschichte erzählte und sie ihn nicht verurteilte konnte er sich selbst verzeihen. Er war Täter und Opfer eines völlig sinnlosen Krieges. Nachdem er sein Abitur schaffte und sich im IT-Bereich fortbildete, lehrt er heute Kindern den Umgang mit dem Computer. Er fand zu einer positiven Lebenseinstellung.

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