Die Baumwollindustrie in Usbekistan gehört zu den ausbeuterischsten der Welt. Zur alljährlichen Erntesaison werden hundert Tausende von Kindern aus den Schulen geholt und zwangsmobilisiert, um in sengender Hitze, zu Niedrigstlöhnen und unter unmenschlichen Bedingungen Baumwolle zu ernten. Usbekistan ist drittgrößter Exporteur des weißen Goldes, das dem Staat eine Milliarde US$ einbringt. In den letzten Wochen haben Großunternehmen der Textilbranche, u.a. Tesco, Wal-Mart und Gap, die Regierung unter Druck gesetzt, die ILO-Konvention zum Mindestbeschäftigungsalter von Kindern zu ratifizieren, indem sie sich aus dem zentralasiatischen Markt zurückgezogen haben. Steve Trent, Direktor der Environmental Justice Foundation (EJF): „Dies ist ein großer Schritt. Offenbar konnte bisher die Regierung durch nichts überzeugt werden, ihren Kurs zu ändern. Aber die Bemühungen von Händlern und Aktivisten zeigen endlich Wirkung. Bleibt die Schlüsselfrage, ob die Regierung die Konventionen befolgen wird. Sie muss unabhängige Überwachungsinstanzen erlauben […]“ In London wird diese Woche eine Konferenz zum Thema abgehalten, in der weitere Übersee-Händler dazu ermutigt werden, sich aus dem usbekischen Markt zurückzuziehen.
Eine neue Technologie ermöglicht es nun den Unternehmen, einzelne Zwischenschritte innerhalb der kompletten Zulieferkette transparent zu machen und so das Herkunftsland zu ermitteln. 1991 wurde Usbekistan, nach einem Jahrhundert unter russischer Herrschaft, ein unabhängiger Staat. Innerhalb Zentralasiens hat es die größte Armee und Bevölkerungszahl. Die Presse wird zensiert: Journalisten und Aktivisten, die über ausbeuterische Bedingungen in der Baumwollindustrie berichten, werden schikaniert und verhaftet. Die Regierung streitet die Vorwürfe mit dem Argument ab, die Behauptungen würden durch baumwollproduzierende Länder verbreitet, die ihren Marktanteil verlören. Link zum Artikel