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Baumwollsaatgut

BaumwollsamenBaumwollsamen |  Bild: Cotton and cottonsseeds © IFPRI/Milo Mitchell [CC BY-NC-ND 2.0]  - flickrBaumwollsamen

Baumwollsamen | Bild: Cotton and cottonsseeds © IFPRI/Milo Mitchell [CC BY-NC-ND 2.0] - flickr

Betroffene Länder

Wo wird mittels Kinderarbeit produziert?

Indien ist nach China der weltweit größte Produzent von Baumwollsaatgut. Vor allem im indischen Bundesstaat Gujarat wird die wertvolle Resource gewonnen. Dort agieren sowohl nationale als auch multinationale Konzerne. Schätzungen zufolge sind in der gesamten Region knapp eine halbe Million Kinder beschäftigt. 1) 2)

Kind bestäubt Baumwollpflanzen von Hand
Kinder arbeiten in einem Baumwollfeld und kreuzen Baumwollsaat durch künstliche Bestäubung von weiblicher und männlicher Pflanze fuer einen Saatgutbetrieb in Andrah Pradesh / Indien | © Joerg Boethling / visualindia.de

Tätigkeiten

Welche Arbeiten werden von den Kindern ausgeführt?

Auf Baumwollfarmen werden sowohl Kinder eingesetzt, die bei ihren Familien leben, als auch Kinder, die ohne Familienangehörige direkt auf den Farmen wohnen. Meistens überwiegen Kinder aus den umliegenden Dörfern. In einigen Regionen, in denen Arbeitskräftemangel herrscht, machen „Migranten-Kinder“ aus anderen Distrikten bis zu 50 Prozent der Angestellten aus. Ortsansässige Kinder arbeiten im Sommer rund 9 Stunden täglich, im Winter zwischen 11 und 12 Stunden. „Migranten-Kinder“ unterstehen einer totalen Kontrolle und arbeiten zwischen 12 und 13 Stunden täglich.
Mädchen führen meist die arbeitsaufwändige Kreuzung der Pflanzen durch. Zunächst wird das Deck- und Blumenblatt sowie der Staubbeutel jeder einzelnen Pflanze mit dem Fingernagel oder der Rasierklinge beseitigt. Danach wird bei jedem Keim der eigene Samen entfernt und der fremde Samen aufgetragen. Neben der Kreuzung müssen die Kinder zudem die manuelle Bestäubung der Pflanzen vornehmen. Dies wird mit einem spitzen Metallspieß gemacht.  3) 2)

Fallbeispiel
Schicksal von Narsamma aus Indien
Die 12-jährige Narsamma arbeitet seit drei Jahren in den Baumwollsaat- Feldern eines Farmers im Distrikt Kurnool. Narsamma stammt aus einem Dorf, das in etwa 100 km Entfernung liegt. Dort besuchte sie drei Jahre lang die Schule. Von einem Arbeitsvermittler hatte sie 1998 ein Darlehen von 2000 Rs (knapp 50 Euro) erhalten, seitdem arbeitet Narsamma jeweils von Juli bis Dezember im Betrieb ihres Arbeitgebers. Zusammen mit anderen Kindern ist sie im Viehstall des Familienbetriebs untergebracht. Dieser besteht aus einem einzelnen kleinen Raum, in dem gleichzeitig Viehfutter aufbewahrt wird. Um sechs Uhr morgens macht sie sich auf den Weg in die Felder, wo sie bis 19 Uhr verschiedene Tätigkeiten ausübt (Kreuzung der Pflanzen, Unkraut jäten, Wasser holen, etc.). Im Tagesverlauf hat sie zwei Pausen von 20 min und 60 min. Um 20.30 Uhr erhält sie Abendessen und sieht mit den anderen Kindern im Haus des Verwalters eine Stunde fern, manchmal sortiert sie hierbei Baumwollsamen. Mehrmals ist sie bei der Arbeit erkrankt, z.T. nach dem Einsatz von Pestiziden und nach längerer Arbeit im Regen. Ein Arzt wurde nicht hinzu gezogen, sie erhielt jedoch für die Zeit hohen Fiebers arbeitsfrei. 3)

Konsequenzen

Welche Gefahren und Folgen ergeben sich aus diesen Tätigkeiten für die Kinder?

Der Einsatz der Kinder auf Baumwollfarmen wirkt sich stark nachteilig auf die schulische Ausbildung und die Gesundheit aus. Viele der Kinder haben nur wenige Jahre, manche nie eine Schule besucht.
Die Arbeit auf den Feldern ist sehr gefährlich, da in keinem anderen Bereich so viele Pestizide eingesetzt werden wie im Baumwollanbau. Die Kinder stehen bis zu den Schultern zwischen den Pflanzen und beugen sich über sie. Sie befinden sich ohne Schutzkleidung auf den Feldern, während die Pflanzen mit Chemikalien besprüht werden. Dies hat Schäden des Nervensystems, Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit, Schwächeanfälle, Krämpfe und Atemprobleme zur Folge.

Zusätzlich stehen die Kinder unter permanentem psychischen Druck, denn sie müssen täglich strenge Quoten erfüllen. Tun sie dies nicht, drohen ihnen Misshandlung und Schläge. Einige berichteten auch von sexuellen Übergriffen. 3) 2) 4) 5)

Verbraucher-Tipps

Wie können die Verbraucher gegen Kinderarbeit in diesem Bereich aktiv werden?

Die Kampagne „Clean Clothes“ setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein. Auf ihrer Homepage kann man erfahren, worauf man achten muss, wenn man fair gehandelte Kleidung kaufen will und welche Firmen Kleidung unter unerträglichen Arbeitsbedingungen produzieren lassen. Außerdem kann man aktiv an ihrer Kampagne mitwirken.

Quellen + Links

  1. The Wire: The Plight of Cottonseed Workers Reveals Why Child Labour Persists; Artikel vom 02.09.2015
  2. Südwind: „Flinke Finger“ – Kinderarbeit auf indischen Baumwollsaatgutfeldern; Juni 2018
  3. Kinderarbeit im indischen Baumwollanbau
  4. ICN: Cotton´s forgotten children; Juli 2015
  5. ILO: Child labour in cotton; 2016



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