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Cargill

Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit
Kontrollen der Produktionsstätten
Vorwürfe bzgl. Kinderarbeit
Unsere Branchenzuordnung:
Süßwaren - Lebensmittel - Sonstiges
Auf unsere Anfragen seit 22.05.2009 haben wir Antwort erhalten.


Produkte und Produktionsorte

Welche Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe sind in Bezug auf ausbeuterische Kinderarbeit besonders zu betrachten?

  • Cargill ist als Hersteller und Lieferant einer großen Bandbreite an Produkten und Rohstoffen in beinahe jedem Sektor der Lebensmittelindustrie vertreten. Das Unternehmen beliefert eine große Bandbreite an Unternehmen und steckt daher hinter einer Vielzahl von Lebensmitteln. Für Verbraucher*innen ist es fast unmöglich, auf Cargill-Produkte zu verzichten.  
  • Zusammen mit Olam und Barry Callebaut ist es eins von nur drei Unternehmen, die mehr als die Hälfte des globalen Handels von Kakao kontrollieren. 1) 
  • Cargill ist Teil der sog. “ABCD’s” (Archer Daniels Midland, Bunge, Cargill und die Louis Dreyfus Company), die den Im- und Export von Agrarrohstoffen wie Zucker, Palmöl und Mais dominieren. Sie haben einen Weltmarktanteil von 70%. Cargill steht an erster Stelle. 
  • Das Unternehmen machte 2015 einen Umsatz von 120,4 Milliarden US-Dollar. 2) 
  • In welchen Ländern kinderarbeitsrelevante Produkte genau produziert werden, wurde uns von der Firma bis jetzt nicht beantwortet.

Woher kommen die Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe bzw. wo wird produziert?

  • Baumwolle (verarbeitet in Sambia, Usbekistan3), Weizen, Ölsaaten, Mais, Gerste sowie Hirse 
  • Futtermittel (Soja aus Brasilien, Bolivien) 
  • Fleisch (Rinderhackfleisch und bratfertige Hamburger weltweit, einer der Hauptkunden ist McDonald’s, für den Cargill auch die Chicken McNuggets herstellt) (Zucht in Nord- und Südamerika) 4) 
  • Kakao, Schokolade, Glasuren und Füllungen, Tortillas, Salz, Öle und Fette, Süßungsmittel, Fleisch- und Eiprodukte sowie hochverarbeitete Produkte (Ghana, Elfenbeinküste) 
  • Lebensmittelzusatzstoffe wie Stärke, Proteine, Emulgatoren, Pektine, Carrageene, Lecithine und andere chemische Produkte 
  • Beschichtungen für Pfannen und Backbleche, Zusatzstoffe für Kosmetika, Straßenbeläge, Biotreibstoffe, Straßensalz und Enteisungsmittel 
  • Palmöl: Anbau und Produktion in Indonesien (West Kalimantan und South Sumatra), Malaysia und Lateinamerika 5) 6) 

Unternehmenspolitik

Wie ist die allgemeine Unternehmenspolitik bezüglich Kinderarbeit?

Die Firma ist Mitglied bei bzw. unterstützt (auch nach eigenen Angaben):
ICI -
  • Im Jahr 2001 unterzeichneteCargill mit anderen Kakaohändlern und Schokoladefirmen (u.a. Nestlé) das „Harkin-Engel-Protokoll“, in dem sie Verbrauchern und Aufsichtsbehörden ausdrücklich versprachen, bis 2005 keine Kinderarbeit mehr einzusetzen. Bis heute schuften jedoch 1,5 Millionen Kinder nach wie vor unter missbräuchlichen Bedingungen. In den letzten zehn Jahren hat die Verbreitung dieser Praktiken trotz zahlreicher Industrieversprechen gar um 13% zugenommen. 
  • Mit dem “Cargill Cocoa Promise” verpflichteten sie sich im Jahr 2012 dazu, den Fortschritt hin zu einer transparenten globalen Lieferkette zu beschleunigen, den Kakaobauern und ihren Gemeinschaften nachhaltig bessere Einkommen und Lebensstandards zu ermöglichen und eine nachhaltige Versorgung mit Kakao- und Schokoladenprodukten zu gewährleisten.” 7) 
  • Das mit der International Cocoa Initiative (ICI) entwickelte Child Labor Monitoring and Remediation System (CLMRS) soll dabei helfen, Kinderarbeit zu bekämpfen und sie bis 2025 aus den Lieferketten zu verbannen.  
  • Cargill schließt in seinem Supplier Code of Conduct Kinderarbeit gemäß ILO-Konventionen aus. 8)

 

Kontrollen

Wie wird die Einhaltung der Unternehmenspolitik oder Richtlinien kontrolliert?

  • Das Unternehmen kontrolliert (nach unserer Einschätzung) nicht alle relevanten Produktionsschritte. Um ausbeuterische Kinderarbeit für ein Endprodukt möglichst ausschließen zu können, müssen alle relevanten Produktionsschritte kontrolliert werden. Relevant sind Produktionsschritte in Ländern oder Regionen, für die bekannt ist, dass ausbeuterische Kinderarbeit in diesem Bereich regelmäßig vorkommt. Dies betrifft auch Vorprodukte über die gesamte Produktions- und Lieferkette hinweg, die das Unternehmen von Zulieferern bezieht.

  • Auf der Firmenwebsite finden sich keine aussagekräftigen Informationen, ob (interne oder externe) Kontrollen der genannten Unternehmensleitsätze durchgeführt werden. Zwar wird ein Teil des Kakaos UTZ-zertifiziert und damit extern kontrolliert, jedoch wird der Anteil der zertifizierten, als Premiumprodukt verkauften Produkte, nicht angegeben. 9)
  • Mit den 2030 Sustainability Goals , die sich an den UN-Nachhaltigkeitszielen orientieren, möchte das Unternehmen transparente und nachhaltige Lieferketten im Kakaosektor, bessere Einkommen und Lebensstandards für Kakaobäuer*innen schaffen. 10) 
  • Cargill bezieht RSPO-zertifiziertes Palmöl. 11)
  • Auf die Frage nach der Kontrolle der Produkte liegt uns bis jetzt keine Antwort vor.

Welche Siegel bzw. Zertifikate nutzt die Firma (auch nach eigenen Angaben) um aubeuterischer Kinderarbeit vorzubeugen?

UTZ -

Vorwürfe

Gibt es Vorwürfe zu Kinderarbeit?

  • Cargill wurde wegen erzwungener Kinderarbeit angeklagt. Das Unternehmen wurde wegen Kinderhandel, Folterung und erzwungener Kinderarbeit betreffend Kultivierung und Ernte von Kakaobohnen, welche die Firmen (Nestlé S. A, Nestlé U.S.A., Archer Daniels Midland Co., Cargill Incorporated Company, Cargill Cocoa und West Africa S.A) aus Afrika importieren, beschuldigt. Der Sachverhalt betrifft Kinder aus Mali, die im Alter von 12-14 Jahren in die Elfenbeinküste verschleppt wurden und dort bis zu 14 Stunden täglich, ohne Lohn, ohne ausreichende Ernährung und Schlaf und häufig unter physischer Gewalt arbeiten mussten. 12)
  • Cargill wird kritisiert, nicht ausreichend gegen Kinder- und Zwangsarbeit bei Palmöllieferanten in Malaysia und Indonesien vorzugehen. 13)
  • Es gibt Vorwürfe, dass Cargill Baumwolle aus Usbekistan bezieht, die unter ausbeuterischer Kinderarbeit produziert wird. 14)
    • Die Nonprofit-Organisation Mighty Earth bezeichnet Cargill in ihrem Bericht als “schlimmstes Unternehmen der Welt“. Das Unternehmen soll unter anderem von Kinderarbeit, Landraub und vielen Formen der Umweltzerstörung profitieren. 15) 16) 
    • So bezieht es seinen Kakao unter anderem aus Ghana und von der Elfenbeinküste. Dort sind schätzungsweise noch 2,12 Millionen westafrikanische Kinder in der Kakaoernte beschäftigt. Rund 96% von ihnen arbeiten unter gefährlichen Bedingungen. Seit zwei Jahrzehnten hält Cargill die sich selbst gesetzten Fristen zum Verzicht auf Kinderarbeit nicht ein. Das Unternehmen proklamiert die Schaffung einer “Welt ohne Kinderarbeit”, von der es jedoch weit entfernt ist. 17) 18) 
    • Im Juli 2005 verklagte der ILR (International Labor Rights Fund) Cargill im Namen von acht malischen Kindern, die von Mali an die Elfenbeinküste verschleppt und dort ohne Bezahlung, mit wenig Essen und Schlaf unter häufigen Prügelattacken zu zwölf bis vierzehn Stunden Arbeit gezwungen wurden. Wiederholt werden Fälle wie dieser bekannt. Cargill wird vorgeworfen, jahrelang Kakao erworben zu haben, der wissentlich von Kindersklaven geerntet wurde, und Gelder, Zubehör, Training und andere Hilfsleistungen für Plantagen an der Elfenbeinküste geboten zu haben, von denen das Unternehmen ebenfalls wusste, dass hier Kindersklaven eingesetzt wurden. 19)  
    • In der indonesischen Palmölindustrie arbeiten rund 3,7 Millionen Arbeiter*innen – Tausende davon sind Kinder. Der Palmölhersteller Kuala Lumpur Kepong Berhad (KLK) mit Sitz in Malaysia wird immer wieder beschuldigt, Angestellte betrogen, missbraucht und gefangen gehalten zu haben. Cargill soll mindestens 31 Palmöl-Lieferungen von dem Hersteller erhalten und diese an Nestlé, General Mills, Kraft Foods und die Kellogg Company verkauft haben. 20) 
    • In Kolumbien wird der Konzern des illegalen Landraubs beschuldigt. Durch Gründung von 36 Tochterunternehmen konnte Cargill die nationalen Gesetze umgehen, die den Anteil an Land, welches eine Person oder ein Unternehmen besitzt, begrenzen. Die 52.000 Hektar unkultiviertes Ackerland, die im Idealfall armen Bäuer*innen zustehen, um zu überleben, erwarb Cargill. Der Konzern leugnete jegliches Fehlverhalten. 21) 

     

Reaktionen

Wie reagierte oder reagiert das Unternehmen auf Vorwürfe?

  • “Wir arbeiten aktiv mit der International Cocoa Initiative (ICI), der World Cocoa Foundation und anderen Initiativen unserer Interessengruppen zusammen, die sich auf die Abschaffung der Kinderarbeit durch präventive Öffentlichkeitsarbeit und innovatives digitales Monitoring konzentrieren. Zu diesem Zweck haben wir eine Reihe von Aktivitäten in unserer Kakao-Lieferkette implementiert, um gefährdete Kinder zu identifizieren und zu schützen. “ 22)  
  • Vor Veröffentlichung des Berichts führte Mighty Earth monatelange Gespräche mit Cargill, um die Ergebnisse des Berichts zu besprechen und langfristige Lösungen zu finden. Dabei machte die Organisation mehrere Vorschläge hinsichtlich der Verbesserung von Umweltstandards und deren Auswirkungen. Bis heute weigert sich das Unternehmen, die Probleme in bedeutender Weise anzugehen. 23) 

Soziales Engagement

Engagiert sich das Unternehmen herausragend um ausbeuterischer Kinderarbeit entgegen zu wirken?

  • Mitgründer des UTZ Zertifizierungsprogramms (( Seite des UTZ-Zertifizierungsprogramms )
  • Laut Cargill wurden 2020 insgesamt 115 Millionen US-Dollar für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt, Schulungen für 860.000 Landwirte in nachhaltigen Landwirtschafts- und Geschäftspraktiken veranstaltet und mehr als 39 Millionen Mahlzeiten für globale und lokale Partner von Lebensmittelbanken bereitgestellt. 24) 
  • Cargill arbeitet mit verschiedenen Organisationen zusammen. Darunter fallen: CARE USA, TechnoServe, The Nature Conservancy, und Heifer International.  
  • Durch die Zusammenarbeit mit CARE sollen die Lebensbedingungen landwirtschaftlicher Gemeinden, der Zugang zu Bildung und die wirtschaftliche Stellung von Frauen verbessert werden. Seit 2008 arbeiten sie in Ghana und an der Elfenbeinküste zusammen, um Ausbeutung im Kakaosektor zu bekämpfen. 25) 

Bemerkenswertes

Gibt es Erwähnenswertes (positiv oder negativ) in Bezug auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen über das Thema „ausbeuterische Kinderarbeit“ hinaus?

  • Cargill wird vorgeworfen, als einer der größten Palmölproduzenten in Regenwaldabholzung, Vertreibung indigener Bevölkerungsgruppen, sowie Verletzung von Menschenrechten involviert zu sein und keine (ausreichenden) Maßnahmen dagegen zu unternehmen. 26)  27)
  • Cargill unterstützt diverse ökologische und soziale Projekte.

Fußnoten, Links und Quellen:

  1. shorthand/cargill_das_schlimmste_unternehmen_der_welt/aufgerufen am 18.10.2022
  2. https://www.boell.de/de/2017/01/10/fuenf-agrarkonzerne-beherrschen-den-weltmarkt
  3. https://www.inkota.de/fileadmin/user_upload/Themen_Kampagnen/Soziale_Verpflichtung_fuer_Unternehmen/Baumwolle/studie_suedwind_Afrikas_weißes_Gold_-_Ein_moderner_Dreieckhandel_2014.pdf
  4. https://cargill.maps.arcgis.com/apps/Cascade/index.html?appid=5f1870f0df0e4b439da28546972d4047, aufgerufen am 18.10.2022
  5. https://www.spiegel.de/wirtschaft/agrarkonzern-cargill-das-schlimmste-unternehmen-der-welt-a-1276654.html
  6. https://www.cargill.com/sustainability/palm-oil/cargill-supply-chain-footprint
  7. https://www.cargill.com/sustainability/cocoa/cocoa-sustainability-progress-report
  8. Cargill, Supplier Code of Conduct, aufgerufen am 18.10.2022
  9. Cargill Cocoa Promise Leaflet, UZT, aufgerufen am 18.10.2022
  10. https://www.cargill.com/doc/1432163170573/cargill-cocoa-sustainability-progress-report-2018-2019.pdf
  11. Cargill Supply Chain Footprint, aufgerufen am 18.10.2022
  12. Artikel von Organic Consumers Association- Link nicht mehr verfügbar
  13. Artikel zu Cargill’s Palmölproduktion – nicht mehr aufrufbar 26.11.14
  14. Vorwürfe der Cotton Campaign gegen Cargill – nicht mehr aufrufbar 09.06.15
  15. https://www.mightyearth.org/cargillreportgerman
  16. https://www.facing-finance.org/de/2019/08/cargill-nachhaltigkeitsvorreiter-oder-schlimmstes-unternehmen-der-welt/#_ftnref5
  17. https://www.publiceye.ch/de/mediencorner/medienmitteilungen/detail/kinderarbeit-steigt-neue-studie-zeigt-leere-versprechen-der-kakaokonzerne
  18. https://www.publiceye.ch/de/standpunkte/haftung-fuer-kindersklaverei-nestle-und-cargill-sagen-kei-luscht
  19. http://iradvocates.org/press-release/nestle/press-release-child-slaves-who-were-trafficked-and-forced-harvest-cocoa-cote-d
  20. https://www.schusterinstituteinvestigations.org/slavery-palm-oil-plantations-indonesia
  21. https://www.facing-finance.org/en/database/cases/cargill-landgrabbing-in-colombia/
  22. https://www.cargill.de/de/2019/cargill-response-to-deforestation_de
  23. https://www.mightyearth.org/cargillreportgerman, 11.07.2019
  24. https://www.cargill.com/about/community-engagement
  25. https://www.care.org/news-and-stories/press-releases/care-and-cargill-report-highlights-a-decade-of-making-positive-impact-in-west-africa-cocoa-growing-communities/
  26. Artikel zu Gerichtsverfahren gegen Cargill zur Vertreibung indigener Bevölkerungsgruppen
  27. Vorwürfe des Rainforest Action Network gegen Cargill



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