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C&A

Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit
Kontrollen der Produktionsstätten
Vorwürfe bzgl. Kinderarbeit
Unsere Branchenzuordnung:
Mode, Bekleidung, Textilien - Waren- und Handelshäuser
Auf unsere Anfragen seit 03.03.2007 haben wir Antwort erhalten.


Produkte und Produktionsorte

Welche Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe sind in Bezug auf ausbeuterische Kinderarbeit besonders zu betrachten?

  • Baumwolle macht 57 % der Materialien aus, die das Unternehmen kauft oder verwendet. Dem Unternehmen ist bewusst, dass Zwangsarbeit und Leibeigenschaft sind nach wie vor eine wesentliche Herausforderung für die Branche sind. Deshalb hat C&A hat sich verpflichtet, bis 2020 100 % nachhaltigere Baumwolle zu beziehen1)
  • 2018 waren insgesamt 71 % der verwendeten Baumwolle nachhaltig.1)
  • Laut eigenen Aussagen bezieht C&A seine Waren von Zulieferern aus 40 Ländern weltweit, die wiederum in 60 Märkten produzieren lassen. Aus China werden 30% der Waren bezogen, auf Bangladesch entfallen 25%, Indien ist mit knapp 8% das drittgrößte Produktionsland. Der Rest entfällt auf Länder wie Rumänien, Pakistan, Sri Lanka, Vietnam, Kambodscha, Indonesien und die Türkei. 2)
  • C&A arbeitete im Jahr 2011 mit 785 Lieferanten zusammen. 2)
  • Seit Oktober 2011 beteiligt sich C&A an einem Boykott für Baumwolle aus Usbekistan, welche für Kinderarbeit bekannt ist. 3)

Woher kommen die Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe bzw. wo wird produziert?

Unternehmenspolitik

Wie ist die allgemeine Unternehmenspolitik bezüglich Kinderarbeit?

Die Firma ist Mitglied bei bzw. unterstützt (auch nach eigenen Angaben):
BCI -
  • C&A spricht sich in seinem Code of Conduct klar gegen Kinderarbeit gemäß der ILO-Richtlinien aus.4)
  • Arbeitnehmer:innen müssen mindestens 16 Jahre alt oder älter sein, wenn dies nach lokalem Recht erforderlich ist, unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorschriften für Schulpflicht.4)
  • Arbeitnehmer:innen, die gefährliche Arbeiten ausführen oder nachts arbeiten müssen mindestens 18 Jahre alt sein.4)

Kontrollen

Wie wird die Einhaltung der Unternehmenspolitik oder Richtlinien kontrolliert?

  • Lieferanten müssen C&A und/oder seinen Vertretern gestatten, Bewertungen und Audits durchzuführen, egal ob angekündigt oder nicht.4)
  • C&A möchte langfristig Beziehungen zu Lieferanten aufbauen, die auf bessere Arbeitsbedingungen und Umweltleistung hinarbeiten und dazu beitragen, die Schwierigkeiten zu überwinden, mit denen sie möglicherweise konfrontiert sind.4)

Welche Siegel bzw. Zertifikate nutzt die Firma (auch nach eigenen Angaben) um aubeuterischer Kinderarbeit vorzubeugen?

Vorwürfe

Gibt es Vorwürfe zu Kinderarbeit?

  • Im Jahr 1996 erhob das India Committee for the Netherlands in einem Bericht Vorwürfe gegenüber C&A, dass diese in ihren Produktionsstätten in Tirupur, im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, Kinder produzieren ließen. 5) 6) Die Vorwürfe beziehen sich auf die Recherchen zweier britischer Journalisten, die über die Kinderarbeit in Tirupur berichteten. 7)
  • Im September 2010 veröffentlichten die niederländische SOMO Forschungsgesellschaft für multinationale Unternehmen gemeinsam mit den Indien Komittee der Niederlande einen Bericht über die Zustände in den Textilfabriken im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. 8) Die Vorwürfe reichen von gesundheitsgefährdender Arbeit, sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen, arbeitsrechtlichen Verstößen bis hin zu Kinderarbeit. Laut Aussage einer indischen NGO seien allein im Jahr 2010 von den Behörden 56 Kinder unter 14 Jahren in der Fabrik entdeckt worden. 9) Ferner berichtet De Volkskrant von 9.000 gefangen gehaltenen Arbeiterinnen, die nach dem Sumangali-Prinzip arbeiteten. Sie bekommen ein Viertel ihres Lohns als „Grundersparnisse“ erst nach drei Jahren ausgezahlt.
  • In der Nachfolge-Studie der SOMO und der ICN vom April 2012 wird C&A als Abnehmer von Ware von SSM India identifiziert. Im Zuge der Studie sprachen die Forscher unter anderem mit einem 13-jährigen Mädchen, das angab bereits seit ihrem 12. Lebensjahr in der Fabrik zu arbeiten. Die Arbeiter werden meist unter dem Sumangali-Prinzip eingestellt 10) .
  • C&A verfügt über ein vertrauliches Whistleblowersystem in namens Fairness Channel, über den alle Beteiligten, einschließlich Lieferanten, Fabrikarbeiter und C&A-Mitarbeiter, können unethisches Verhalten melden und Verstöße gegen den Verhaltenskodex melden können.
  • Bei Verstößen gegen den Verhaltenskodex muss der Lieferanten, einen Verbesserungsplan entwickeln, bei Bedarf mit Unterstützung von C&A, und diesen nach einem festen Zeitplan umsetzen.4)

Reaktionen

Wie reagierte oder reagiert das Unternehmen auf Vorwürfe?

  • Im August 2005 schrieb C&A auf der eigenen Firmenwebsite: „Wir müssen erkennen, dass die tatsächlichen Produktionsbedingungen nicht immer und überall überwacht werden können (…) [und] die Möglichkeiten der Einflussnahme manchmal begrenzt sind.“ 11)
  • C&A gab nach der Captured in Cotton-Studie drei Erklärungen ab: zunächst gab C&A bekannt, dass sie dachten nicht mit der Textilfabrik KPR Mill zu kooperieren, sondern mit einer der Firma Quantum Knits. Erst kürzlich hätten sie herausgefunden, dass dies eine 100%-ige Tochterfirma der KPR Mill sei. Die Geschäftsbeziehungen mit der KPR Mill seien bereits 2007 eingestellt worden, nachdem bekannt wurde, dass dort das Sumangali-Schema üblich sei. In einer zweiten Erklärung wies C&A darauf hin, dass die KPR Mill lediglich eine Testlieferung mit 30 Artikeln von der KPR Mill produziert habe. Eine Bestellung mit 58.000 Männerpullovern sei storniert worden. Schließlich gab C&A telefonisch bekannt, dass die erste Erklärung fehlerhaft gewesen sei und C&A nie Bestellungen bei KPR Mill aufgegeben habe. 12)  13)  14)
  • Als Reaktion auf die Maid in India-Studie gab C&A an, dass man zusammen mit ihrem Zulieferer SSM eine Strategie entwickeln wolle, die Sumangali-Problematik anzugehen. Sumangali passiere in den Spinnereien, zu diesen habe C&A aber keine Vertragsbeziehungen und könne deswegen auch nicht kontrollieren 15) . Es wurde ausgehandelt, dass Sumeru Knits, Zulieferer von SSM, künftig alle seine Zulieferer offenlegt und sich aus allen Spinnereien zurückzieht, die sich des Sumangali-Prinzips bedienen. Desweiteren verweist C&A auf sein Engagement  zusammen mit Terre des Hommes: Das Projekt, das durch die C&A Foundation komplett finanziert wird, hat bereits 1400 ehemaligen Sumangali-Arbeiterinnen eine Schulausbildung ermöglicht 16) .
  • 2018 hat C&A sieben Fälle der Beschäftigung von Minderjährigen in Myanmar und Mexiko aufgedeckt. Mit Ausnahme eines dieser Fälle waren die minderjährigen Arbeiter zwischen 14 und 16 Jahre alt. C&A hat jede Situation mit Sorgfalt und in Übereinstimmung mit seinen internen Vorgaben behandelt. Es hat eng mit den Lieferanten und der lokalen Zivilgesellschaft gearbeitet, um sicherzustellen, dass der Fall geklärt wird und dass die Minderjährigen im Prozess unterstützt wurden.17)Die in Myanmar gefundenen Kinder befinden sich inzwischen in der Ausbildung. Das Unternehmen stellt, laut eigener Aussage, sicher, dass die Kinder angemessene lokale Unterstützung erhalten sowie ein monatliches Einkommen für ihre Familien von der Fabrik, in der die Kinder beschäftigt waren.17)
  • In Mexiko arbeitet C&A eng mit Save the Children zusammen, um das Problem proaktiv anzugehen.17)

Soziales Engagement

Engagiert sich das Unternehmen herausragend um ausbeuterischer Kinderarbeit entgegen zu wirken?

  • Seit 1999 kooperiert C&A mit Terre des Hommes: einerseits durch Unterstützung von Schul- und Ausbildungsprojekten an Textilstandorten durch firmeneigene Strukturen, andererseits durch die Unterstützung der Organisation für das Berufsschulzentrum für insgesamt 9.000 ehemalige Kinderarbeiter in Tirupur, Indien. 2)
  • Laut Auskunft von Terre des Hommes 2005 unterstützte C&A das Zentrum in Tirupur finanziell mit insgesamt 500.000 Euro. Dort haben bislang über 800 Kinder und Jugendliche eine Ausbildung absolviert, die vorher die Schule abgebrochen hatten um arbeiten zu gehen. Heute sind über 80 Prozent der Absolventen selbständig, haben einen besser bezahlten und sicheren Job oder besuchen weiterführende Schulen. 18)
  • Die C&A Foundation unterstützt in den Herstellerländern viele unterschiedliche Projekte, unter anderem Schulbau- oder Berufsausbildungs-Projekte.
  • Ein wichtiges Projekt ist die Zusammenarbeit mit terre des hommes in Tirupur, wo ehemaligen Sumangali-Arbeiterinnen eine Schulausbildung ermöglicht wird. 2)
  • Das Unternehmen arbeitet mit lokalen NGOs wie dem Centre for Child-Rights and Corporate Social Responsibility (CCR CSR) in China und Südostasien, Sheva in Bangladesch, Çagdas Yasami Destekleme Dernegi (Association for the Support of Contemporary Living) in der Türkei und Save the Children in Mexiko zusammen, um sicherzustellen, dass minderjährige Arbeiter unterstützt werden und dass wir die Wiedergutmachung begleiten. In anderen Produktionsländern sucht das Unternehmen NGOs, die sich besser um die Bedürfnisse von Kindern kümmern und die Wiedergutmachungsprozesse begleiten können. In der Zwischenzeit übernehmen Unternehmenseigene Teams vor Ort die Verantwortung für die Sicherstellung der Erfüllung der Wiedergutmachung.17)

Bemerkenswertes

Gibt es Erwähnenswertes (positiv oder negativ) in Bezug auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen über das Thema „ausbeuterische Kinderarbeit“ hinaus?

  • Im Update von SOMO zur Maid In India-Studie erscheint C&A als eine der wenigen Marken, die auf die Sumangali-Problematik reagiert und auch konkrete Maßnahmen, wie die Erweiterung der Kontrollen verfolgt 19) . Trotzdem bleibt es kritisch zu sehen, wieso C&A nach der ersten SOMO/ ICN-Studie weiter bei SSM Ware geordert hat. Dort wurde bereits angemerkt, dass Sumangali auch bei SSM bzw. deren Zulieferern praktiziert wird.

Alle Angaben nach unserem Wissensstand vom 29.08.2012


Fußnoten, Links und Quellen:

  1. C&A, Nachhaltige Lieferkette, aufgerufen am 21.12.21
  2. C&A: Sustainability
  3. Deutschlandradio: Weißes Gold aus Kinderhand (19.11.2011)
  4. C&A, Code of Conduct, aufgerufen am 21.12.21
  5. India Committee of the Netherlands: Child and adult labour in the export-oriented garment and gem polishing industry of India (November 1996, auf Englisch)
  6. Der Fall C&A: Schmutzige Westen, dreckige Wäsche
  7. London Mail on Sunday: We Want No Part in Child Labour (08.01.1995, auf Englisch); nicht mehr verfügbar
  8. SOMO – Centre for Research on Multinational Corporations/ICN – India Committee of the Netherlands: Captured by Cotton : Exploited Dalit girls produce garments in India for European and US markets (Mai 2011, auf Englisch) Auch die niederländische Zeitung De Volkskrant und die französischen Zeitung Libération berichteten über die Vorwürfe.
  9. Libération: Dans les usines prisons du « Made in India » (18.09.2010, auf Französisch)
  10. SOMO – Centre for Research on Multinational Corporations/ICN – India Committee of the Netherlands: Maid in India (April 2012, Englisch); nicht mehr verfügbar
  11. C&A-Homepage (August 2005)
  12. SOMO: Dutch media focuses on abuses in the Indian textile sector (16.09.2010, auf Englisch)
  13. SOMO: Indian textile workers exploited by C&A and H&M (03.09.2010, auf Englisch); nicht mehr verfügbar
  14. Libération: Les grandes enseignes jouent les ingénues (18.09.2010, auf Französisch)
  15. ZDFzoom – Das Schicksal der Lohnsklavinnen, 27.03.2012
  16. Erklärung C&A – Kampf gegen Sumangali Systhem in Indien – Link zum Artikel nicht mehr aufrufbar am 28.03.2014
  17. C&A, Sustainability, aufgerufen am 21.12.21
  18. E-Mail von Terre des Hommes an EarthLink vom 22.09.2005
  19. SOMO – Centre for Research on Multinational Corporations/ICN – India Committee of the Netherlands: Bonded (child) labour in the Indian garment industry – Link zum Artikel nicht mehr abrufbar am 28.02.2014



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3 Gedanken zu „C&A“

  1. Würde mich sehr freuen, wenn Firmen wie C& A, ihre Waren unter menschenwürdigen Bedingungen produzieren und vertreiben würden. Offensichtlich, bemüht sich C&A darum. Für mich ist das als Kunde von C&A ein starker Anreiz, diesem Kaufhaus treu zu bleiben!

    1. Hallo Florencia,
      es gibt leider bisher keine einheitlichen gesetzlichen Regelungen zur Angabe des Produktionsortes eines Kleidungsstücks. Da die Produktionskette in der Herstellung von Textilien sehr komplex und unübersichtlich ist und fast immer über mehrere Länder, wenn nicht sogar Kontinente, verläuft, ist selbst ein angegebener Herstellungsort nicht sehr aussagekräftig. Als Verbraucher hat man nicht die Möglichkeit, daraus zu schließen, wo das Kleidungsstück tatsächlich hergestellt wurde. Manchmal handelt es sich lediglich um den Ort, an dem das Label in das Kleidungsstück vernäht wurde.
      Mit freundlichen Grüßen,
      das earthlink-Team

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