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Tabakriese weist Kinderarbeitsvorwürfe zurück

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Aktuellen Nachforschungen einer schwedischen Nonprofit-Organisation zufolge, beschäftigt der Tabakkonzern „British American Tobacco“ (BAT) auf Plantagen in Bangladesch auch Kinder. Der weltweit zweitgrößte Tabakproduzent wies die Vorwürfe zurück, will aber weitere Untersuchungen anstellen. Zweifelhaft ist natürlich, wie unvoreingenommen BAT ermitteln wird. 1)

Von Juli 2015 bis Mai 2016 führte die unabhängige Organisation „Swedwatch“ eine Studie zu Kinderarbeit in Bangladesch durch. Dabei wurden drei Tabakanbaugebiete in dem Land untersucht. In dem anschließenden Bericht gab Swedwatch an, dass vor allem auf Farmen, die BAT beliefern, Kinderarbeit weit verbreitet sei. Typische Arbeiten seien zum Beispiel Bewässerung und Bewirtschaftung der Felder. Einige Kinder müssten außerdem auch beim Transport der Ernte mithelfen und so sehr schwere Lasten tragen. Während der Ernte betrage ihre Arbeitszeit bis zu 16 Stunden. 1)

Die schwedische Organisation ging auch auf die Folgen ein, die die Arbeit auf den Tabakplantagen für die Kinder mit sich bringt. So leiden vor allem Bildung und Gesundheit der Heranwachsenden unter der Beschäftigung auf den Feldern. 1) Da die Tabakkonzerne den Bauern nicht genug Geld zahlen, müssen diese mehr anbauen, als sie von sich aus schaffen können. Die meisten Bauern können sich keine Saisonarbeiter leisten. Deswegen muss die ganze Familie mithelfen, manchmal schon Fünfjährige. So wird den Heranwachsenden ihre Kindheit genommen, ebenso die Chance auf Bildung und sozialen Aufstieg. Es entsteht ein Teufelskreis der Armut, der auch die nächste Bauerngeneration von den Tabakgiganten abhängig macht.  2)

Zu besonders schweren gesundheitlichen Schäden kann es beim Trocknen des Tabaks kommen. Denn manche Kinder müssen Swedwatch zufolge auch die Brennöfen betreiben. 1) Der beim Trocknen in den Öfen entstehende Rauch ist hochgefährlich und kann zu schlimmen Vergiftungen führen. Auch Sonnenstiche, kKnochenverformungen und Verstümmelungen durch das gefährliche Werkzeug, mit dem die Kinder hantieren müssen, sind keine Seltenheit. 2)

 BAT-Offizielle wiesen die Vorwürfe gegen das Unternehmen jedoch zurück. Nach intensiver Beschäftigung mit dem schwedischen Report gaben sie an, selbst keine Menschenrechtsverletzungen in ihrer Produktionskette gefunden zu haben. Auch andere „unabhängige“ Untersuchungen wären zu dem Ergebnis gekommen, dass der Tabakkonzern sogar eine positive Auswirkung auf die sozio-ökonomische Entwicklung des Landes habe. Allerdings waren diese Studien von BAT in Auftrag gegeben worden. Swedwatch kritisiert an British American Tobacco und anderen Tabakvertrieben, dass die Produktionsketten wenig transparent seien. Die Nonprofit-Organisation forderte die Konzerne dazu auf, die gesamte Herstellung von Anfang bis Ende offen darzulegen und alle in den Prozess eingebundenen Personen anzugeben. 1)

Nach Philip Morris ist British American Tobacco der weltweit zweitgrößte Tabakkonzern. Die bekanntesten Marken des Riesen sind Lucky Strike, HB, Pall Mall und Kent. An der Börse ist der Konzern beinahe 90,3 Milliarden Euro wert. 3) Auf seiner Webseite warnt das Unternehmen vor Kinderarbeit und rühmt sich damit, die Arbeit auf den eigenen Plantagen für unter 15-Jährige komplett verboten zu haben. Gleich im nächsten Absatz steht allerdings, dass in einigen Regionen der Welt landwirtschaftliche Arbeit eine „prägende, kulturelle, gesellschaftliche und familiäre Rolle“ für Kinder spielen kann. Deswegen erachtet BAT es als „akzeptabel“, wenn Kinder in diesen Regionen schon ab 13 Jahren auf den Farmen ihrer Familien mitarbeiten. 4) Der Konzern macht jährlich so stabile Gewinne, dass nicht einmal die Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 das Unternehmen ausbremsen konnte. Würden die Bauern etwas mehr vom Kuchen abbekommen, würde sich das Geschäft für sie auch ohne die Beschäftigung ihrer Kinder lohnen. Statt weitere Untersuchungen für die Imagepflege in Auftrag zu geben, könnte BAT es locker verkraften, seine Tabaklieferanten fairer zu bezahlen.

  1. Thomson Reuters Foundation News: British American Tobacco vows to investigate child workers in Bangladeshi farms; 30. Juni 2016
  2. unfairtobacco.org: In jeder Zigarette ein Stück Kinderarbeit; 03. November 2011
  3. boerse.ard.de: Die fünf größten Tabak-Konzerne; Stand 04. Juli 2016
  4. bat.com: Child labour in tobacco growing; aufgerufen am 27.02.2018



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