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Libanon: Flüchtlingskinder müssen für sechs Euro sechs Stunden auf dem Feld arbeiten

Der Krieg in Syrien geht weiter, auch wenn es im Moment eine Waffenruhe zwischen den Rebellen und der Armee gibt. Der Islamische Staat wird weiter bombardiert und ob die Waffenruhe überhaupt hält, ist fraglich. Die Hunderttausenden Flüchtlinge sitzen weiter in den Nachbarstaaten fest und hoffen auf ein baldiges Ende. 1)

So auch im Libanon, dem Zuhause für mehr als eine Million Syrer. Das Land hat prozentual zur Gesamtbevölkerungsanzahl gesehen am meisten Flüchtlinge aufgenommen – 1,2 bei 4,5 Millionen Einwohnern. 2) Die Regierung schätzt, dass weitere 900.000 ohne Registrierung über die Grenze gekommen sind. Das entspräche für Deutschland: Fast jeder zweite wäre ein Flüchtling. 3)

Insgesamt sind in Syrien und den Nachbarländern mehr als 2,7 Millionen Flüchtlingskinder ohne Schulausbildung. Im Libanon sind unter den Flüchtlingen größtenteils Frauen und Kinder. Nach Schätzungen gehen nur ein Drittel der über 500.000 Kinder in die Schule. Denn 70 Prozent der Flüchtlinge leben unter der Armutsgrenze. Kinder in die Schule zu schicken, ist zu teuer. Der Lohn der Eltern ist zum Teil so gering, dass die gesamte Familie arbeiten muss. Einschließlich der Minderjährigen. Die Folge: die Zahl der Analphabeten steigt stetig. 4)

Sehr häufig werden die Kinder und Frauen auf den Feldern eingesetzt, wo sie bei der Ernte helfen. Die Kinder sind dabei selten älter als 14 Jahre. Für sechs Euro arbeiten sie meist mehr als sechs Stunden lang auf den Feldern. Nicht selten verletzen sich die Kinder an den Händen, denn Schutzkleidung ist nicht vorhanden. Nachdem alles abgeerntet wurde, was Monate dauert, wird das Geld ausgehändigt oder nicht. 5)

Auch der 13-Jährige Abdullah arbeitet für seine Familie. Sobald die Nacht hereinbricht, geht er auf die Straßen und verkauft Blumen und das schon seit fünf Jahren. Meistens ist er mit einer Gruppe von 11 – 19 Jungs unterwegs. Sie arbeiten bis in die Morgenstunden und verdienen im Schnitt bis zu 13 Euro. Bilal, ein weiteres Flüchtlingskind, wird von seinen älteren Schwestern geschlagen, wenn er einmal ohne Geld nach Hause kommt. Viele andere haben nicht einmal eine provisorische Unterkunft und müssen auf der Straße schlafen. 6)

Eine Aufenthaltsbefugnis ist aufwendig zu bekommen und teuer. Das können sich die meisten nicht leisten. Das bedeutet: Es ist einfach, die Flüchtlinge auszubeuten, da sie ja eigentlich gegen das Gesetz verstoßen. Kinder werden häufig zum Arbeiten geschickt, denn sie werden seltener kontrolliert. Viele Mädchen werden von den Eltern mit 14 Jahren verheiratet, um sie in Sicherheit zu wissen. 7)

Warum wird den Flüchtlingen nicht geholfen? Schlichte Antwort: Die Staaten geben nicht genug Geld. UN-Organisationen müssen Gelder kürzen. Die Zahl der Flüchtlinge scheint die Staatengemeinschaft zu überfordern. 4) Doch es gibt auch Lichtblicke. Doktor Bassam Helou, ein deutsch-syrischer Unternehmer aus Berlin, gründete auf eigene Faust Zeltschulen im Libanon. Fast 1.500 Schüler im Alter von 6 – 12 Jahren werden dort im Jahr unterrichtet. 5) Doch das ist bei der hohen Zahl an Flüchtlingskindern bei weitem nicht genug.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Zeit: Frieden und Demokratie auf Syrisch – Stand: 25.02.16
  2. UNHCR: Lebanon – Stand: 25.02.16
  3. UNICEF: ZUFLUCHT IM LIBANON – Stand: 25.02.16
  4. DW: Flüchtlingskinder als Arbeiter – nicht mehr verfügbar
  5. DW: Libanon: Flüchtlingskinder als Landarbeiter – nicht mehr verfügbar
  6. The Guardian: Syrian refugee children work Beirut streets to support families – Stand: 25.02.16
  7. The Guardian: Carrying bricks, picking potatoes: all in a day’s work for Syrian children in Lebanon – Stand: 25.02.16



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