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Kinderarbeit unter syrischen Flüchtlingen nimmt immer bedenklichere Ausmaße an

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Der Bürgerkrieg in Syrien hat fast zehn Millionen Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen, und in anderen Landesteilen Schutz zu suchen. Etwa vier Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen. Gut die Hälfte der Betroffenen sind Kinder. 1) Diese sind immer öfter dazu gezwungen, zu arbeiten oder zu betteln, um den Lebensunterhalt ihrer Familie –  oder wenn sie unbegleitet unterwegs sind – ihren eigenen zu sichern.

Vor dem Krieg gingen fast alle Kinder in Syrien regelmäßig in die Schule. Die Rate der Analphabeten war sehr gering. Der seit Jahren andauernde Konflikt führte dazu, dass inzwischen 80 Prozent der Syrer von Armut betroffen sind. Viele haben ihre Arbeit verloren, mussten sie aus gesundheitlichen Gründen aufgeben oder fliehen. Einem Bericht von UNICEF und Save the Children zufolge, leben inzwischen 67,4 Prozent aller Syrer in extremer Armut, also unter dem Existenzminimum, und sind nicht in der Lage, einfache Grundbedürfnisse zu stillen. 2)

Diese Entwicklung führt dazu, dass es in den meisten Familien nötig ist, dass die Kinder arbeiten müssen, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. In dem Bericht wird erwähnt, dass eine immer größer werdende Zahl von Kindern unter gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten muss. Dass es für eine problemlose Entwicklung eines Kindes nicht förderlich ist, wenn es stundenlang unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen schuften muss, dürfte jedem klar sein. UNICEF und Save the Children haben die internationale Staatengemeinschaft und nationale Regierungen dazu aufgerufen, gegen das Problem vorzugehen und die Ausbeutung der Kinder auf Kosten ihrer Gesundheit zu beenden. 3)

Ob die internationale Gemeinschaft es schaffen wird, erfolgreich gegen das Problem vorzugehen, ist fraglich. Wie bereits berichtet, hat allein die Türkei schon über zwei Millionen Syrer aufgenommen, um die sie sich kümmern müsste. Zwar gibt es Aufnahmelager, die ein geregeltes Leben ermöglichen sollen, allerdings sind die Kapazitäten dieser schon lange erschöpft. Viele Syrer versuchen sich als Tagelöhner oder Bettler in einer der großen Städte des Landes durchzuschlagen. In den Straßen Istanbuls sind derzeit besonders viele bettelnde Kinder zu sehen. Einerseits hat die türkische Regierung versprochen, gegen diese Entwicklung vorzugehen, andererseits hat der Minister für die Europäische Union der Türkei, Volkan Bozkir in einem Interview mit einer türkischen Zeitung eingeräumt, dass die Türkei an diesem Punkt an ihre Grenzen gestoßen ist. Offiziellen Angaben zufolge, hat die Türkei bisher über sechs Milliarden Euro für die Hilfe der Flüchtlinge ausgegeben. 4)

Im Libanon sieht die Lage noch schlimmer aus. Das Land hat, gemessen an der Gesamtbevölkerung, die größte Flüchtlingsdichte der Welt. Neben den seit Jahren dort lebenden Palästinensern haben sich die meisten der Flüchtlinge aus Syrien entschieden, in den Nachbarstaat zu fliehen. Da es in dem Land keine ausreichende Hilfe für Flüchtlinge gibt, und die Erwachsenen unter der Androhung hoher Geldstrafen keine Arbeit ausführen dürfen, bleibt den Familien keine andere Wahl, als ihre Kinder zur Arbeit auf die Felder zu schicken. Zwar haben viele von ihnen schon vor dem Krieg im Sommer auf den Feldern ausgeholfen, und viele Bauern nehmen Rücksicht auf die jungen Arbeiter – sie müssen teilweise weniger arbeiten und keine schweren Sachen heben – allerdings ist das nicht überall so. Häufig werden Kinder auch geschlagen oder misshandelt. Außerdem kommen sie oft in direkten Kontakt mit giftigen Chemikalien oder erleiden Sonnenstiche. 5)

Dies sind nur zwei Beispiele, an denen man die bedenkliche Entwicklung dieses Problems ablesen kann. Da sich die Situation im mittleren Osten nicht zu entspannen scheint, kann damit gerechnet werden, dass sich die Lage weiter zuspitzt, und es eine ganze Generation an Kindern geben wird, die durch die harte Arbeit und ihre verlorene Jugend gekennzeichnet sein werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die internationale Gemeinschafft einen Weg findet, um die Not, die Armut und damit die Ausbeutung der Flüchtlinge, und vor allem deren Kinder, zumindest einzugrenzen und somit mehr unnötiges Leid zu vermeiden.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Tagesschau.de: Jeder zweite Syrer ist auf der Flucht – zuletzt aufgerufen am 28.07.15
  2. vice news: Amid Poverty and War, More of Syria’s Children Are the Family Breadwinners now – zuletzt aufgerufen am 28.07.15
  3. Dailystar: Syria refugee child labour a growing, dangerous problem – zuletzt aufgerufen am 28.07.15
  4. CBC News: Syrian refugees spark child labour boom in Istanbul – zuletzt aufgerufen am 28.07.15
  5. The Guardian: Adults before their time, Syria’s refugee children toil in the fields of Lebanon – zuletzt aufgerufen am 28.07.15



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