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Die verlorene Kindheit: Wir müssen uns um unsere Eltern kümmern

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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„Ich kenne meine Mutter nur krank. Es gab Tage, an denen sie vor Schmerzen nicht aufstehen konnte, was sich auch in ihrer Stimmung zeigte. Ich hab ihr so viel geholfen, wie ich nur konnte und tue es immer noch. Ich hatte ständig Angst, etwas falsch zu machen. Ich wollte meine Mutter nicht noch zusätzlich belasten. Ich habe mir jeden Tag um sie Sorgen gemacht. Wenn ich in der Schule saß und einen Anruf von ihr bekam, hab ich das Schlimmste erwartet. Ich habe mich verlassen gefühlt. Mir fiel es schwer, mit Gleichaltrigen meine Zeit zu verbringen, sie hatten Probleme, die ich mir immer gewünscht habe. Ich habe mich selten über meine Situation beschwert und bin daran gewachsen. Die anderen Kinder haben sich gewünscht, berühmt zu werden und ich wollte nur, dass meine Mutter gesund wird.“

In Deutschland werden immer mehr Menschen krank. Durch den demographischen Wandel wird es immer mehr pflegebedürftige Personen geben. Oft bleibt nur die Familie übrig, die hilft und das bedeutet auch, dass sich oft die Kinder um ihre Eltern kümmern müssen. Ein Thema, über das selten gesprochen wird. 1) In Deutschland pflegen Schätzungen zufolge 225.000 Kinder und Jugendliche ein krankes Elternteil. Wie viele Kinder es genau sind, ist unbekannt. Für diese Kinder gibt es einen Namen, „Young Carers“. Sie sind minderjährig und ihnen wird eine Last aufgezwungen, für die sie noch nicht bereit sind. 2)

Die Kinder übernehmen Arbeiten, die oft auch Erwachsene überfordern würden. Sie üben Tätigkeiten im Haushalt aus, waschen und pflegen, sie füttern die Eltern und je nach Schweregrad der Erkrankung wickeln sie sie auch. Trotz Pflegestufe der Mutter, hilft das dem Kind wenig. Die ambulanten Pfleger machen nur kurze Besuche, während sich das Kind 24 Stunden um die Eltern kümmert. Und wer kümmert sich um das Kind? 1)

Meistens reden die Kinder nicht über die Situation daheim. Die Gleichaltrigen verstehen das Kind nicht und die Erwachsenen wollen helfen, indem sie das Jugendamt einbinden  wollen, wovor aber das Kind Angst hat. Denn es könnte von seinen Eltern getrennt werden. Die Situation des Kindes stellt eine starke psychische Belastung dar. Das Kind plagen Verlustängste. Es gibt sich die Schuld, wenn die Krankheit der Eltern sich verschlimmert und hat häufig Angst, dass es die Krankheit geerbt haben könnte. Dem Kind ist die Belastung wenig bewusst. Doch irgendwann erkrankt es an der Überforderung und meist erst im Erwachsenenalter sucht es therapeutische Hilfe. . 2)

Die Überforderung ist im Kindesalter an bestimmten Faktoren zu erkennen: Abfall der schulischen Leistung, das Kind redet mit keinem, es isoliert sich von der Gesellschaft, ist erschöpft und verzichtet auf seine eigene Kindheit.
Doch es gibt auch positive Auswirkungen auf das Kind, die es bis in sein Erwachsenwerden stark prägen. Die Kinder, die ihre Eltern gepflegt haben, zeigen frühe Reife und haben das Gefühl, gut auf die Welt da draußen vorbereitet zu sein. Im Erwachsenenalter prägt sie ein gesteigertes Selbstwertgefühl und sie haben sich ihre eigene Identität erschaffen. 3)

„ Ich blicke zurück auf meine Kindheit, ich habe oft geweint, doch an jeder Träne bin ich gewachsen und kann jetzt stolz behaupten, es gut gemeistert zu haben, ohne daran zu zerbrechen und jede Sekunde meines Lebens wertzuschätzen und mir ihrer bewusst zu sein.“

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Wissen: Pflegende Kinder: Einfach nur der Mama helfen – stand: 03.06.2015
  2. Netzfrauen: Young Carers-pflegende Kinder „verlorene Kindheit“ – stand: 03.06.2015
  3. Wikipedia: Young Carers – stand: 03.06.2015



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