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Systematische sexuelle Gewalt gegen Jesidinnen durch IS-Kämpfer

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Systematische Vergewaltigungen, sexueller Missbrauch, Zwangsverheiratungen und sexuelle Versklavung – diese Verbrechen an jesidischen Frauen und Mädchen wurden der Weltöffentlichkeit bekannt, nachdem HRW (Human Rights Watch) im Oktober vergangenen Jahres darüber berichtet hatte. Der IS hält seit August 2014 nach einer Offensive im Nordwesten Iraks hunderte, vielleicht tausende Angehörige der jesidischen Minderheit gefangen. Schon bald wurde von Zwangsverheiratungen und Zwangskonvertierungen berichtet. Junge Frauen und Mädchen wurden von ihren Familien getrennt und mussten Kämpfer heiraten, wurden vergewaltigt oder verkauft. Dies geht aus Interviews mit Entflohenen, Verwandten der Festgehaltenen und telefonisch befragten Gefangenen hervor. Die Entkommenen berichteten bald von mehr als 1000 Gefangenen. Fred Abrahams, HRW-Experte für Krisenregionen sprach schon früh von furchtbaren Verbrechen an der jesidischen Bevölkerung im Irak: „Wir haben schreckliche Geschichten über Zwangskonvertierung, Zwangsheirat, sexuelle Gewalt und Sklaverei gehört – und unter den Opfern sind Kinder.“ Das Ausmaß der sexuellen Versklavung war Ende 2014 noch unklar, obwohl Augenzeugen schon Anfang September 2014 von Zwangsverheiratungen Minderjähriger berichteten, so z.B. Naveen, Mutter von vier kleinen Kindern: „Ich habe gesehen, wie sie alle von ihnen [an unterschiedlichen Tagen] geheiratet haben, etwa zehn junge Frauen und Mädchen. Einige waren gerade einmal zwölf oder 13, andere bis zu 20 Jahre alt. Manche mussten mit Gewalt herausgezerrt werden. Einige der jungen Frauen waren verheiratet, hatten aber keine Kinder, deswegen haben sie [die Kämpfer des Islamischen Staates] ihnen nicht geglaubt, dass sie verheiratet sind.“ Berichte aus erster Hand sind wohl auch selten, weil Vergewaltigungen in der jesidischen Gesellschaft stark stigmatisiert werden. Zudem gibt es von offizieller Seite keine Unterstützung. Doch nun brachen 20 traumatisierte Frauen ihr Schweigen.

HRW interviewte kürzlich Frauen und Mädchen, die zwischen September 2014 und Januar 2015 fliehen konnten. Die Hälfte von ihnen wurde vergewaltigt, fast alle wurden  zwangsverheiratet – zum Teil mehrere Male hintereinander. Selbstmordversuche waren an der Tagesordnung. Dies wurde als einziger Ausweg gesehen, um sexueller Gewalt, Zwangsheirat und Konvertierung zu entgehen. So berichtet die erst 12jährige Jalila: „Er verbrachte 3 Tage damit, mich zu vergewaltigen.“ HRW verglich die Aussagen der Betroffenen mit Berichten von Hilfsorganisationen, Behörden und Ärzten vor Ort. Sie alle sind sich über das unvorstellbare Ausmaß dieser Kriegsverbrechen einig. Es wird von 60 Frauen berichtet, die bis nach Syrien verschleppt worden waren und in einem Hochzeitssaal festgehalten, vergewaltigt und wieder im Austausch gegen andere zurückgebracht wurden. Die UNO spricht mittlerweile von Völkermord. Wie geht es nun weiter mit den entkommenen schwer traumatisierten jungen Frauen und Mädchen? Es gibt bisher keine psychologische Betreuung. Die medizinische Versorgung ist unzureichend – so berichteten Betroffene, dass ihnen beispielsweise die Untersuchungsergebnisse vorenthalten wurden. Sie sind weiterhin von ihren Familien getrennt, die sich selbst häufig in Gefangenschaft befinden oder getötet wurden. HRW fordert nun die sofortige Freilassung aller Gefangenen, die Zusammenführung zersplitterter Familien, die Beendigung von Zwangsverheiratungen und sexueller Gewalt. Sehr fraglich bleibt, ob diese Forderungen Gehör finden werden.

Link zum Artikel bei HRW(deutsch)

Link zum Artikel bei HRW (englisch)

Link zum Artikel auf spiegel online




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