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Trotz Verbot ist Kinderheirat in Nepal noch immer gängige Praxis

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

„ Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen Ehegatten geschlossen werden.“ So steht es zumindest in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Leider sieht das in der Realität nicht immer so aus. Die Zwangsverheiratung, vor allem bei Mädchen unter 18 Jahren, ist in einigen Regionen noch eine verbreitete Praxis. 1)  2)

Weltweit gibt es derzeit mehr als 700 Millionen Frauen, die unter 18 Jahren verheiratet wurden. Die höchste Rate von Hochzeiten mit Minderjährigen ist in Südasien und der Sub-Sahara Region in Afrika zu verzeichnen. In Nepal sind es derzeit ca. 52 Prozent der Frauen im Alter von 20-49 Jahren, die unter 18 Jahren verheiratet wurden. 3)

Kinderheirat wurde offiziell 1963 in Nepal verboten. Dennoch werden heute laut UNICEF dort immer noch vier von zehn Mädchen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet.
Bei den Dalits, auch die „Unberührbaren“ genannt, den Nachfahren der indischen Ureinwohner, ist die Anzahl noch höher: Drei von vier Mädchen werden im Jugendalter verheiratet. Das liegt zum größten Teil an ihrem niedrigen Status in der Gesellschaft und der Kultur der Dalits. Es wird befürchtet, dass wenn die Mädchen nicht früh genug heiraten, sie gefährdet sind in eine andere Kommune zu heiraten, oder von zuhause wegzulaufen. Die Tradition der frühen Verheiratung hat zehn Jahre Krieg überlebt und auch den Übergang Nepals von einem Königreich zu einer Demokratie im Jahr 2006.
Ein weiteres Problem des schlechten gesellschaftlichen Status der Dalits sind finanzielle Probleme. Der Hauptgrund, warum nur noch eine Minderheit der Mädchen in die Schule gehen kann. Sie müssen oftmals die Schule vor Beendigung abbrechen, um ihre Familien zu unterstützen.
Dana Sunar war das letzte Dalit Mädchen in ihrer Klasse. Ihr Traum war es Lehrerin zu werden. Mit 14 wurde sie gezwungen, die Schule zu verlassen und einen 18 jährigen Farmer zu heiraten. Jetzt verdienen sie 50 Dollar im Monat, haben Zwillinge im Alter von sechs Monaten und nie genug Geld. Manchmal reicht es nur für eine Mahlzeit täglich. 4)

Laut Kunga Sanduk, einem Regierungsbeamten, ist es für Jugendliche, die früh Kinder bekommen, unmöglich, sich auf Bildung zu konzentrieren. Und beide, Mutter und Kind, haben oft gesundheitliche Probleme. 5)
Die Mädchen brechen meist die Schule ab. Damit ist ihnen jegliche Hoffnung auf ein unabhängiges Leben verwehrt. Nicht selten leiden sie unter Armut, Krankheit, Missbrauch und Ausbeutung. 2)

Auch junge Männer leiden unter von ihren Eltern arrangierten Hochzeiten. Allerdings wird ihnen weit weniger Aufmerksamkeit zuteil, da die Anzahl der früh verheirateten Mädchen wesentlich höher ist.
Bei der Hochzeit mit einem jüngeren Mann spielt der finanzielle Aspekt eine wichtige Rolle: Denn je jünger der Bräutigam, desto weniger Mitgift muss die Familie der Braut zahlen. Nach der Eheschließung leben Braut und Bräutigam meistens noch drei bis fünf Jahre bei ihrer Familie. Emotional sind die Jungen in dieser Zeit hin und hergerissen, zwischen dem Gefühl ein Ehemann zu sein und im Elternhaus als Kind zu leben.
Die Anwesenheit von Jungen in der Schule nimmt mit dem 13. Lebensjahr ab. Ab diesem Alter fangen sie an zu Arbeiten, nicht selten auch im nahen Indien, in den boomenden Städten. 6)

Egal ob Junge oder Mädchen, klar ist, dass Kinder, die früh verheiratet wurden und dadurch die Schule abbrechen mussten, im Erwachsenenalter mehr Herausforderungen zu bewältigen haben. Die Frauen werden oftmals früh schwanger, und ohne Bildung ist es schwierig eine gute Arbeit zu finden und eine Familie zu ernähren.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. un.org: Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – stand 13.2.15
  2. Youth Leader: Nicht Bräute, sondern Mädchen: Stoppt die Kinderheirat; nicht mehr verfügbar
  3. data.unicef.org: Ending Child Marriage – stand 13.2.15
  4. thenational.ae: Nepal’s child brides: kidnapepd und married at 13 – stand 13.2.15
  5. taipeitimes.com: Nepal’s Dalit child brides – stand 13.2.15
  6. latimes.com: Nepal’s child grooms suffer in physical, emotionla ways – stand 13.2.15



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