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Ist fair gleich fair?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Fairer Handel – bedeutet das keine Kinderarbeit, keine Menschenrechtsverletzungen, keine negativen ökologischen Folgen und gerechte Löhne? Leider nicht immer, wie nun eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburgs ans Licht gebracht hat. Von ihren 32 untersuchten Produkten fiel jedes zweite durch den Test und wurde mit mangelhaft bewertet. 1) Die Untersuchung konzentrierte sich nicht auf eine bestimmte Produktreihe, sondern war breit angelegt. Schokolade, Fruchtsäfte, Reis, Tee und Kaffee zählten neben anderen Lebensmitteln zu den überprüften Waren. 2)

Produkte aus dem fairen Handel werden in Deutschland immer beliebter. Der Verkauf von Waren mit dem bekanntesten Siegel „Fairtrade“ ist im letzten Jahr um 23 Prozent angestiegen. In Deutschland werden die Produkte in 42.000 Supermärkten, Cafés und Restaurants vertrieben. 3) Das Problem beim fairen Handel ist, dass es keine einheitlichen Richtlinien gibt. Somit steht es jedem frei, ein eigenes Label zu kreieren oder auf fairen Handel hinzuweisen. Dieses Chaos spiegelte sich auch im Test wider, denn auf den 32 Lebensmitteln fanden sich 27 verschiedene Siegel, Markennamen oder Auslobungen. Das bekannte „Fairtrade“-Siegel der Fairtrade-Labelling-Organisation (FLO) stellt zwar einen weltweit verbreiteten Standard da, doch ist es für viele aufgrund der hohen Kosten für die Zertifizierung nicht lohnenswert. Gepa, eine der ältesten Fair-Handels-Firmen, verzichtet inzwischen auf die Benutzung des „Fairtrade“-Siegels, weil sie eine Aufweichung der eigenen hohen Standards befürchten. 4)

Den Verbraucherschützern aus Hamburg ist aufgefallen, dass oftmals auf den Etiketten geschummelt wird. Die häufigsten acht Kritikpunkte waren mangelhafte Transparenz, der Trick mit dem Wasser, schlechte Lesbarkeit, verschwiegener Mengenausgleich, die umstrittene 20-Prozent-Regel bei Mischprodukten, verwässerte Standards, Siegelwirrwarr und Fair aus Deutschland. Bei dem Trick mit dem Wasser versuchen die Hersteller durch das Abziehen des Wassergehalts den tatsächlichen Fairtrade-Anteil hochzuschrauben. Dieser Etikettenschwindel trat beim Eiskaffee von El Puente und beim Saft Bio Family Banane von Voelkel auf. Der Mengenausgleich wurde nicht immer richtig angegeben. Denn es ist so, dass fair und konventionell produzierte Rohstoffe im Erzeugerland vermengt werden. Auf diese Methodik sollte der Verbraucher hingewiesen werden, ansonsten komme es zu Irrtümen und er denkt, das Produkt sei zu 100 Prozent fair. Gut wäre es, wenn direkt unter dem Logo stehen würde, wie groß der Anteil an fairen Zutaten wirklich ist. Durch die Beschriftung „Fair aus Deutschland“ könnten Konsumenten verunsichert werden, denn normalerweise wird die Kennzeichnung für fair gehandelte Rohstoffe aus Entwicklungsländern verwendet. 5)

In punkto Transparenz haben die Fairglobe-Linie von Lidl und Gepa gut abgeschnitten. 6) Bisher mangelhaft bewertete Firmen, die auf das Anschreiben von der Verbraucherzentrale geantwortet hatten, gelobten Besserung hinsichtlich Transparenz bei den Herkunftsangaben und Schriftgröße auf den Etiketten. Die Verbraucherzentrale will am Ball bleiben und die Fortschritte messen. 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spiegel online: Geschönte Gütesiegel: Verbraucherschützer rüffeln Fair-Trade-Produkte – 07.10.2014
  2. Verbraucherzentrale Hamburg: Ist das fair? – 07.10.2014
  3. Zeit online: Verbraucherschützer halten Fair Trade für Etikettenschwindel – 07.10.2014
  4. n-tv: Fair-Trade-Produkte im Check – 07.10.2014
  5. Verbraucherzentrale Hamburg: Ungewöhnliche Fair-Label: Wie viel „fair“ steckt in fairen Lebensmitteln?; aufgerufen am 06.03.2018
  6. Verbraucherzentrale Hamburg: Wie viel „fair“ steckt in fairen Lebensmitteln?; aufgerufen am 06.03.2018



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