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Kinder in den Käfig: Die Kid’s Mixed Martial Arts erobern die USA

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Kristofer Alley, auch genannt “The Arm Collector”, hat für den Augenblick die Oberhand. Anstrengung und Schmerz sind ihm ins Gesicht geschrieben, während er den Kopf seines Gegners Mason „The Beast“ Bramlette im Schwitzkasten zu Boden drückt. 1) Soweit keine ungewöhnliche Szene für einen Mixed Martial Arts Kampf im Käfig, in dem die Kontrahenten mit einer Vielzahl an Würfen, Griffen, Schlägen und Tritten um den Sieg ringen. Doch in diesem Fall sind die Gegner Kinder: Kristofer und Mason sind sieben Jahre alt.

„Kid’s MMA“ ist die neue Trendsportart in den USA – und ein Milliardengeschäft. Schätzungen zufolge treten wöchentlich drei Millionen Kinder ab dem Alter von fünf Jahren gegeneinander an, Tendenz steigend. 1) Mixed Martial Arts ist ein Vollkontakt-Kampfsport. Die Kontrahenten schlagen und treten mit voller Kraft, in der Wahl ihrer Techniken sind sie frei: Schläge und Tritte wie beim Kickboxen, Würfe wie beim Judo und Griffe wie beim Ringen – es gibt nur wenige Regeln. Lediglich Tritte und Schläge gegen den Kopf sind bei Kämpfen zwischen unter 16-Jährigen verboten. Ebenso wie ihre erwachsenen Vorbilder tragen die kleinen Kombattanten nur minimale Schutzausrüstung: Schienbeinschoner, Tief- und Mundschutz, dünne Handschuhe. 2)

Die Befürworter des „Kid’s MMA“ behaupten, der Kampf würde die Kinder fit halten, sie Selbstdisziplin lehren und ihnen gegenseitigen Respekt in einer Kultur des „Fair Play“ nahe bringen. 1) “Er ist ehrgeizig und kann eine Menge Aggressionen aufbauen, aber nach dem Kampf spielt er mit seinen Gegnern Verstecken“, sagt Masons Vater über seinen Sohn. Er sieht „Kid’s MMA“ als einen Sport wie jeden anderen. 2)

Die Gegner der Käfigkämpfe sehen das anders. Sie befürchten negative Auswirkungen auf das Verhalten der Kinder und warnen vor körperlichen Langzeitschäden, die sich erst Jahre später bemerkbar machen könnten. Im Gegensatz zu den Befürwortern, sehen sie keinen respektvollen Umgang zwischen den Kindern: „Wenn man den anderen noch tritt, wenn der schon wehrlos am Boden liegt, hat das für mich nichts mit fairem Sport zu tun“, so Peter Frese, Präsident des Deutschen Judo-Bunds.

Die Kinder scheinen gerne in den Käfig zu steigen: Zwar ist es nicht schön, Schläge und Tritte abzubekommen, doch „dem Gegner zu zeigen, dass ich stärker bin, ist ein tolles Gefühl“, sagt Mason „The Beast“. Es ist jedoch keine Seltenheit, dass Eltern ihre völlig aufgelösten Kinder ermutigen wieder zurück in den Ring zu steigen und sich verprügeln zu lassen, bis schließlich der Schiedsrichter den Kampf abbricht. 2) Überhaupt, so Sebastian Montalvo, ein New Yorker Fotograf, der durch die USA reiste um einen Fotoband über die Protagonisten der „Kid’s Martial Arts“ zu erstellen, sei der Ehrgeiz der Eltern die Haupttriebkraft hinter dem Erfolg der kleinen Kämpfer: „Sie lieben ihre Kinder zu 100% und wollen einfach, dass sie gewinnen.“ 1)

 

Foto: Gerhard Ettl, Ettl Bros.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. dailymail: Inside the outrageous world of child cage fighting: Tiny boys who are trained to attack each other in America’s baby MMA arenas – aufgerufen am 05.02.2014
  2. Spiegel online: Mixed Martial Arts für Kinder: Schlag um Schlag – aufgerufen am 05.02.2014



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