Zum Inhalt springen

Konflikt im Südsudan: Auch Kindersoldaten beteiligt

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In einem Interview berichtet ein Soldat namens Jacob, er habe Kinder im Alter von lediglich zwölf Jahren gesehen, die Waffen trugen. Seine Beobachtung ist bei weitem kein Einzelfall: Den Vereinten Nationen (UN) liegen glaubwürdige Berichte vor, dass im nun seit mehr als einem Monat andauernden Konflikt im Südsudan Kindersoldaten rekrutiert werden. Zudem werden immer wieder Fälle von systematischer Verwüstung, Hinrichtungen und Massenmorden  gemeldet. 1)

Da die Unruhen mittlerweile als innerstaatlicher bewaffneter Konflikt zu bezeichnen sind, so ein Sprecher der Vereinten Nationen, können derartige Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit rechtlich auch als Kriegsverbrechen im Sinne des Völkerrechts bezeichnet werden.

Vertreter/innen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) konnten bisher noch keine Zahlen zur Rekrutierung Minderjähriger nennen, in den nächsten Wochen sollen auf Grundlage vorläufiger Erkenntnisse detaillierte Berichte erstellt und veröffentlicht werden. Die Beweissammlung ist notwendig um Verantwortliche potenzieller Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. 2)

Der anhaltende Konflikt wirft den jungen Staat in seiner Entwicklung um Jahre zurück. Mit einer Einschulungsrate von 6,8% unter den Sechsjährigen befindet sich der Südsudan unter den globalen Schlusslichtern. Jahre von Konflikten und struktureller Armut lähmten das Erziehungswesen. Doch in den letzten Monaten stellten sich immer mehr Südsudanesen den Abschlussprüfungen der Grundschule – darunter auch zahlreiche Erwachsene, die nie die Chance hatten, eine Schule zu besuchen. Der Ausbruch der Unruhen im vergangenen Dezember in Juba traf nun viele Schüler/innen mitten in der Prüfungsphase: Sie mussten flüchten und sämtlichen Besitz zurücklassen, einschließlich ihrer Bücher und Schulutensilien, verloren Freunde und nahe Verwandte. Doch auch inmitten dieser verzweifelten Situation lassen sich einige nicht entmutigen und kehren zurück in ihre Schulen, um an den Prüfungen teilzunehmen.

Die Situation der südsudanesischen Kinder und Jugendlichen ist also gespalten: Während die einen ihre Examen ablegen, greifen die anderen zu den Waffen. 3) Kindersoldaten leiden in dreierlei Hinsicht: Zum einen laufen sie natürlich Gefahr verwundet, verstümmelt oder getötet zu werden. Zum anderen werden sie um ihr Recht auf Erziehung und Bildung betrogen und drittens, nach dem Krieg, leiden sie meist unter posttraumatischen Belastungsstörungen und eingeschränkten Lebensperspektiven. 1)

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Mitte Dezember rund 86.000 Südsudanes/innen in die Nachbarländer geflohen. Fast eine halbe Million wurde innerhalb der Landesgrenzen vertrieben. 2) Schätzungen zufolge hat der Konflikt bereits über 10.000 Menschenleben gefordert. 3)

Der ölreiche Südsudan hatte 2011 nach langjährigen Auseinandersetzungen seine Unabhängigkeit von der Republik Sudan erklärt. Am 15. Dezember 2013 waren in Juba bewaffnete Auseinandersetzungen ausgebrochen und hatten sich in der Folge auf das gesamte Land ausgebreitet. Anlass war ein angeblicher Putschversuch des Vizepräsidenten Riek Machar, der schließlich von Präsident Salva Kiir Mayardit (Foto) des Amtes enthoben wurde. Machar hatte Kiir schon seit Langem vehement kritisiert und angekündigt, 2015 gegen den Amtsinhaber kandidieren zu wollen. 4) Da die beiden Rivalen unterschiedlichen Volksgruppen angehören, wird die Auseinandersetzung zunehmend als ethnischer Konflikt aufgefasst.

Am 23. Januar 2014 wurde überraschend ein Waffenstillstand vereinbart, an dessen flächendeckender Einhaltung allerdings gezweifelt wird. Die Friedensgespräche sollen erst im Februar fortgesetzt werden. 5)

(Foto: Jenny Rockett)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Trust: South Sudan: Child soldiers on the rise – aufgerufen am 24.01.2014
  2. Rappler: UN envoy reports child soldiers in South Sudan – aufgerufen am 24.01.2014
  3. Guardian: School of hard knocks: South Sudanese students defy unrest in Juba – aufgerufen am 24.01.2014
  4. Guardian: South Sudan fighting forces civilians to seek refuge at UN bases – aufgerufen am 24.01.2014
  5. Tagesschau: Im Südsudan bleibt die Skepsis – aufgerufen am 24.01.2014



Umfrage
Was bewirkt unsere Arbeit?
Um zu erfahren, was unsere Kampagne "Aktiv gegen Kinderarbeit" bewirkt, bitten wir dich um Antwort auf zwei kurze Fragen:

Hast du hier Neues erfahren?

Willst du möglichst nur noch Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit kaufen?

Anregungen, Kritik oder sonstige Anmerkungen:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert