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„Child Trafficking“ in Großbritannien: Kinder für Drogenkriminalität missbraucht

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Als wäre der Handel mit Kindern nicht schon schlimm genug, so lassen sich Händlerringe immer perfidere „Geschäftsmodelle“ einfallen. Seit mehreren Jahren beobachten Polizeibehörden und NGOs, wie Kinder – vorwiegend aus dem asiatischen Raum – für kriminelle Zwecke nach Großbritannien verschleppt werden.

Experten wie Maria Grazia Giammarinaro – Sonderbeauftragte der OSCE – erklären, dass der Handel mit Kindern, beispielsweise für den illegalen Drogenanbau, sowie Diebstähle ein europaweites Problem sei. Insbesondere die Rechtsprechung mache keinen Unterschied zwischen echten kriminellen Energien, die zumeist von den Entführern ausgehen, und den Kindern, die zu den Straftaten angestiftet würden. Obwohl die Kinder oftmals zu einem Verbrechen gezwungen würden, würden sie dennoch von der Justiz als eigenverantwortliche Täter behandelt, konstatiert Giammarinaro. Dies trifft auch für die junge Min zu, die in ihrer Kindheit von China nach England verschleppt wurde. Ihre Großmutter sei es gewesen, die sie in die Hände eines Unbekannten gab, als ihre Familienmitglieder – allesamt Anhänger der verbotenen Glaubensgemeinschaft Falun Gong – von der chinesischen Polizei verfolgt wurden. Der vermeintliche Helfer wurde jedoch zu Mins Peiniger. Er zwang sie, sich auf einer Cannabis-Plantage um die Kultivierung der Pflanzen zu kümmern – Schläge und Freiheitsentzug wurden Teil ihres Martyriums. Dass dieses kein baldiges Ende nehmen würde, ahnte Min nicht, als sie eines Tages von britischen Polizeibeamten befreit wurde. Anstatt in einer wohl behüteten Unterkunft die vergangenen Erlebnisse zu verarbeiten, musste die mittlerweile jugendliche Min für zwölf Monate hinter Gitter. Der Grund: Ihre Arbeit auf der Drogenplantage. Dass diese jedoch das Resultat eines völligen Abhängigkeitsverhältnisses zu ihrem Entführer war, blieb bei der Rechtsprechung außer Acht. Deshalb sei es laut Giammarinaro auch so wichtig, die realen Umstände der Betroffenen zu verstehen, zumal diese sich meist in einer Situation ohne Personalien, Freunde oder Familie befinden.

So wie Min erging es auch vier vietnamesischen Kindern, die wegen drogenbedingten Delikten vor Gericht stehen. Ihr Fall wird im Mai dieses Jahres vor einem Berufungsgericht in Großbritannien neu aufgerollt. Die zuständigen Verteidiger plädieren aus besagten Gründen gegen eine Kriminalisierung der eigentlichen Opfer. 1)

Die Frage, wie schlussendlich mit den Betroffenen umgegangen werden soll, wird derzeit sowohl in Großbritannien als auch in Europa kontrovers diskutiert. Eine Gegenmaßnahme zur bisherigen Praxis stellt die EU-Richtlinie 2011/36/EU zur Bekämpfung des Menschenhandels dar. Diese sieht unter anderem vor, dass die Staatsanwaltschaften in den EU-Mitgliedsstaaten Anklagen fallen lassen können, wenn die vermeintlichen Täter – darunter auch Kinder – Opfer von Menschenhandel sind und zu kriminellen Aktivitäten genötigt wurden. Wie wir bereits vergangenen Freitag berichteten, hat Deutschland die Umsetzungsfrist dieser Richtlinie vermutlich versäumt – gleiches droht nach Einschätzungen der Kinderrechtsorganisation ECPAT UK zufolge auch dem Vereinigten Königreich. 2) 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Human trafficking victims tell of drug factory ordeal – The Guardian – aufgerufen am 08.04.2013
  2. UK Government letting down child victims of trafficking – ECPAT UK – aufgerufen am 12.03.2018
  3. Directive 2011/36/EU on Preventing and Combating Trafficking in Human Beings and Protecting its Victims – ec.europa – aufgerufen am 12.03.2018



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