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„Petite bonnes“ – Kleine Dienstmädchen in Marokko

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Lalifa war 12 Jahre alt, als sie nach Casablanca gekommen ist, um als Dienstmädchen zu arbeiten. Der Arbeitgeber hat ihr ein hohes Gehalt und die Möglichkeit eine Schule zu besuchen versprochen. Doch die Realität sieht ganz anders aus: Lalifa soll die gesamte Hausarbeit erledigen. Sie kocht, putzt, wäscht und kümmert sich um die vier Kinder des Hausherren. Ihr Arbeitstag beginnt um 6 Uhr morgens und endet gegen Mitternacht. Als Gegenleistung bekommt sie 545 Dirhams pro Monat (ca. 61 $), deutlich weniger als der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn von 2.333 Dirhams (ca. 261 $). „Ich habe nichts gegen die Arbeit“, sagt das Mädchen, „Aber es ist sehr schlimm, dass ich nicht genug zu essen bekomme und oft geschlagen werde.“ 1)

Tausende Mädchen arbeiten in marokkanischen Haushalten –„petites bonnes“, die „kleinen Guten“ werden sie genannt. Allein im Großraum Casablanca gibt es ca. 23.000 Dienstmädchen unter 18 Jahren 2). Viele arbeiten seit ihrem fünften Lebensjahr. Sie kochen, putzen, waschen, kaufen ein, arbeiten im Garten. Obwohl es in Marokko eine Schulpflicht gibt, besuchen mehr als 80 % der Dienstmädchen keine Schule und können weder lesen noch schreiben. 3)

Die Mehrheit von ihnen kommt aus sehr armen ländlichen Gebieten in die Großstädte in der Hoffnung, ihre Familien materiell zu unterstützen und ein besseres Leben für sich zu finden. Doch alles was sie erwartet, ist Ausbeutung sowie physische, psychische und sexuelle Gewalt. „Wenn ich etwas falsch mache, schreit mich meine Meisterin an und schlägt mich mit Händen und Gürtel. Das passiert mehrmals pro Woche“, – erzählt ein 9-jähriges Mädchen. 4) „Es gibt den Mythos“, sagt Clarisa Bencomo von »Human Rights Watch«, „dass sich diese Mädchen durch ihre Arbeit weiterentwickeln würden. Aber die Realität ist anders. Viel zu viele Mädchen leiden noch Jahre später unter den Folgen ihres psychischen und physischen Missbrauchs“. 5)

Laut der offiziellen Statistik ist die Zahl der arbeitenden Kinder in Marokko in den letzten Jahren zurückgegangen: Lag diese Zahl 1999 noch bei 517.000, arbeiten heute ca. 123.000 marokkanischen Kinder. 3) Doch Human Rights Watch zufolge fehlen Programme, die die Besonderheiten der Arbeit als Hausmädchen behandeln. Zum Beispiel dürfen die staatlichen Arbeitsinspektoren nicht die privaten Wohnungen betreten.  Auch die Richter schöpfen den vorhandenen gesetzlichen Rahmen nicht aus, um Arbeitgeber entsprechend zu bestrafen. Human Rights Watch fordert die Regierung auf, einen effizienten Mechanismus zur Abschaffung der Arbeit der minderjährigen Hausmädchen zu entwickeln, die Gesetzgebung mit den Richtlinien der ILO Konventionen zu harmonisieren und das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit über die Risiken und Folgen der Kinderarbeit zu schärfen.

Dieser Beitrag ist von Elena

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Lonely servitudeHuman Rights Watch
  2. Bessere Zukunft für Hausmädchen – UNICEF
  3. Lonely servitude – Human Rights Watch
  4. Lonely servitude – Human Rights Watch
  5. Sklavenhandel mit Hausmädchen – Friedensforschung Marokko



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