Julius, ein 13-jähriger Junge aus Tansania, arbeitet jeden Tag in der Goldmine: Er sprengt und zermahlt das Gestein und beträufelt das abgebaute Erz mit einer Zyanidlösung, die die winzigen Goldspuren auslöst. Die Arbeit ist schwer und gefährlich, Julius fühlt „die Schmerzen am ganzen Körper“, aber diese Arbeit ist die einzige Möglichkeit für ihn seine kleinen Geschwister und die kranke Mutter zu ernähren 1).
Diese Woche trafen sich Juweliere, Händler und Vertreter der Bergbaukonzerne in Hongkong. Sie diskutierten über die Weltfinanzkrise und die steigende Bedeutung Chinas auf dem Goldmarkt. Die Kinderarbeit in Goldminen wurde jedoch gar nicht thematisiert, als ob dieses Phänomen nicht existiert. Für mehr als eine Million Kinder aus aller Welt ist dies aber die traurige Realität: in Asien, Afrika, Lateinamerika – überall – graben Kinder nach Gold. Die Mehrheit von diesen Kindern arbeitet im Kleinbergbau unter sehr schlechten Bedingungen. Im Unterschied zum stark mechanisierten Großbergbau nutzen die Schürfer in den Kleinbetrieben nur sehr einfache Technologien und arbeiten ohne Schutzkleidung. Die hohen Goldpreise haben dazu geführt, dass die Zahl der Kleinschürfer in den letzten Jahren auf 13 bis 20 Millionen gestiegen ist. Schatzungsweise bauen die Kleinschürfer zwischen 12 und 25 % der Weltproduktion des Goldes ab 2). Ein Großteil dieses Goldes geht in die Schweiz, nach Dubai oder Italien und wird dort zu Schmuck verarbeitet.
Die in Minen arbeitenden Kinder leiden an besonders schlechten Bedingungen: Tote durch einstürzende Gruben und Stollen, Lungenerkrankungen aufgrund des Quarzstaubs, Hörschäden sowie dauerhafte körperliche Beeinträchtigungen durch das Tragen zu schwerer Lasten sind an der Tagesordnung. Dazu kommt der Kontakt mit Zyanid und anderen gefährlichen Chemikalien. Viele Kinder sind zudem von blutigen Konflikten zwischen verschiedenen kriminellen Gruppierungen, die um die Kontrolle der Minen kämpfen, betroffen. Gewalt und Diebstahl sind in vielen Siedlungen der Kleinschürfer weit verbreitet. In einige Regionen kommt es sogar zu Gewalt ausgeübt von Militär, Polizei oder paramilitärische Gruppen 2).
In den letzten Jahren wurden verschiedene internationale und lokale Initiativen zur Abschaffung der Kinderarbeit in Goldminen gestartet. Doch bei der Umsetzung dieser Initiativen ist darauf zu achten, dass die Lage der Kinder nicht noch schlechter wird.
Der Boykott der Produkte aus Goldminen mit ausbeuterischer Kinderarbeit kann die Situation nicht verbessern, meint Juliane Kippenberg von Human Rights Watch. Im Gegenteil kann dies nur zur Verschlechterung der Lage der Kinderarbeiter und ihrer Familien führen. “Diese komplexe Situation benötigt komplexe mehrdimensionale Lösungen: Nur eine Erhöhung der Löhne, eine Verbesserung der Infrastruktur, die Bekämpfung der Korruption sowie die Ermöglichung des Zugangs zu qualitativer Schul- und Berufsbildung können die Lage der Kinder ändern“ 3).
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