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Mali: rund 1,000 Kindersoldaten wurden von islamistischen Gruppen rekrutiert

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Hassan stammt aus einer kleinen Stadt in Nordmali und hat Angst um seine Kinder. Er versuchte, sie zu Hause zu beschützen, aber es ist ihm nicht gelungen: im März ist sein 15-jähriger Sohn verschwunden. „Von anderen Kindern aus der Nachbarschaft habe ich erfahren, dass er mit bewaffneten Männern fort gegangen ist“, sagt der Vater 1). Wie viele andere Jungen wurde er von islamistischen Gruppen rekrutiert.

Die aktive Teilnahme von Kindern an Kampfhandlungen ist kein neues Phänomen: schon immer wurden die Kinder als Wachposten, Spione oder Boten, aber auch als Kämpfer eingesetzt. Doch in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist die Zahl der Kindersoldaten stark gestiegen: ca. 300.000 Kinder (davon allein 120.000 in Afrika) werden heute in fast allen aktuellen Konflikten weltweit als Soldaten eingesetzt 2).  Einer der wichtigsten Gründe hierfür ist die Veränderung des Charakters moderner Konflikte. Heute spricht man von „neuen Kriegen“: die traditionellen zwischenstaatlichen Kriege werden immer seltener geführt und die Zahl der bewaffneten innerstaatlichen Konflikte nimmt zu. Diese Konflikte sind meist Begleiterscheinung eines schwachen, zerfallenden Staates, der seine wesentlichen Pflichten (wie zum Beispiel Garantie von Sicherheit der Bürger) nicht gewährleisten kann. Sehr oft spielen in diesen Konflikten nicht staatliche, bewaffnete Gruppen die Hauptrolle, sondern Privatarmeen unter dem Kommando von Warlords, die gegen Regierungstruppen und gegeneinander kämpfen. Unter Bedingungen dieser Konflikte steigt auch die Zahl der zivilen Opfer: Während im ersten Weltkrieg die Zahl der getöteten Zivilisten unter fünf Prozent lag, so ist der Anteil seit 1990 drastisch gestiegen, nämlich auf 84 Prozent 3). Ein Beispiel für solche innerstaatlichen Konflikte ist die Situation in Mali.

Nach dem Militärputsch und dem Sturz der Regierung in Bamako im vergangenen Juli steht Nordmali unter der Kontrolle der islamistischen Gruppen, die nach den Angaben des UNO Menschenrechtskommissar Ivan Simonovich systematische Menschenrechtsverletzungen begehen. Es gebe Hinrichtungen, Amputationen und Steinigungen 4). Auch Kinder sind davon betroffen: viele Mädchen wurden für weniger als 1.000 Dollar verkauft, um anschließend verheiratet zu werden, viele Jungen wurden als Kindersoldaten rekrutiert 5).

Einige von diesen Kindersoldaten schließen sich den islamistischen Gruppen an, weil sie wegen der extremen Armut, Arbeitslosigkeit und mangelnder Ausbildung keine andere Alternative für sich sehen. Auch eine wichtige Rolle spielt die Tradition, dass arme Familien auf dem Land ihre Kinder für eine islamische Erziehung in die Städte schicken, da sie für staatliche Schulen kein Geld haben. Der Besuch einer islamischen Schule ist kostenfrei. Solche Schulen werden als Reserve der Kombattanten der islamischen Gruppen gesehen. Außerdem kaufen sie Kinder für 600 Dollar pro Kind von ihren Eltern ab, um sie als Kindersoldaten einzusetzen 6). Die Eltern haben in diesen Fall gar keine andere Wahl, als die Bedingungen zu akzeptieren, sagt  El Boukhari Ben Essayouti, der Generalsekretär der Menschrechtrechtsvereinigung Malis 7). Der Sprecher der Islamistengruppe Sidi Mohamed dementierte, dass solche Fälle stattgefunden haben. „Die, die kommen, sind verantwortlich genug, sie müssen nicht zwangsverpflichtet werden, es geht ihnen um den Glauben“, meinte er. Rund 1,000 Kinder seien schon rekrutiert worden. 8)

Nach den Aussagen der Kommissionsvorsitzenden der Afrikanischen Union (AU) bedroht der Konflikt in Mali die Stabilität in ganz Afrika. 9). Am 19. Oktober verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat einstimmig eine Resolution, die Unterstützung für eine afrikanische Friedenstruppe im Kampf verspricht.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Afrika Info. Mali: Tuareg-Milizen rekrutieren Minderjährige
  2. UNICEF Opfer und Täter zugleich
  3. Young Caritas: Infomappe Kindersoldaten; aufgerufen am 06.03.2018
  4. ORF Schreckensregime im Norden
  5. ORF Schreckensregime im Norden
  6. BBC News Mali Islamist buying child soldiers, imposing Sharia
  7. ORF Schreckensregime im Norden
  8. ORF Schreckensregime im Norden
  9. Liechtensteiner Vaterland EU bereitet Militärmission für Mali vor – nicht mehr aufrufbar 26.11.14



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