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Kinderarbeit und Gesundheit – Ein Zusammenhang

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Die Koalition für Arbeitsbedingungen in der kanadischen Provinz British Columbia kämpft derzeit für eine Wiedereinführung strenger Sicherheitsregularien für junge Arbeiter, nachdem sich innerhalb eines Jahres nach Lockerung der Statuten die zu kompensierenden Fälle von Arbeitsunfällen bei unter 15 Jährigen verzehnfacht hatten. Ziel ist es Kinderarbeit unter 14 Jahren grundsätzlich zu verbieten und ab 16 Jahren nur bei behördlicher Genehmigung und Zustimmung beider Elternteile zu genehmigen. Insgesamt soll die Kinderarbeit reduziert und sicherer gestaltet werden. 1)

Trotz solcher Bemühungen beträgt die Zahl der weltweiten Kinderarbeiter nach der jüngsten ILO Schätzung 215 Millionen. 2) Kinderarbeit definiert sich hierbei gemäß den relevanten internationalen Konventionen (ILO, UNICEF) nicht nach den ausgeübten Tätigkeiten, sondern deren Folgen. Nicht selten gehören hierzu beträchtliche negative Gesundheitsauswirkungen. Ist dies der Fall, handelt es sich laut ILO Konvention 182 um eine der schlimmsten Formen der Kinderarbeit. 3)

In der Praxis erweist es sich jedoch als überaus komplexes Unterfangen den Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und Gesundheit zu bestimmen. Problematisch ist insbesondere, dass dieser von einer Reihe unterschiedlicher Effekte beeinflusst wird. Diese können positiv oder negativ, statisch oder dynamisch, direkt oder indirekt, und kausal oder verfälschend sein. Ein positiver Zusammenhang besteht insofern, als dass zwar einerseits ein arbeitendes Kind unmittelbaren oder mittelbaren Gefahren ausgesetzt ist, von denen ein nicht arbeitendes Kind nicht betroffen ist. Andererseits erhöht das arbeitende Kind auch das Haushaltseinkommen. Ein höherer Lebensstandard geht üblicherweise mit positiven Gesundheitsauswirkungen einher. Dieser positive Effekt dürfte aber nur in den seltensten Fällen auftreten, in aller Regel werden die negativen Wirkungen der Kinderarbeit überwiegen. Hierunter fallen vor allem bei der Arbeit zugezogene Krankheiten oder Verletzungen. Diese können unmittelbarer (gefährliche Maschinen etc.) oder mittelbarer Natur (Chemikalien oder Pestizide) sein.

Da der aktuelle Gesundheitszustand weniger von momentaner Arbeit als vielmehr vergangener Arbeit abhängig ist, ist der Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und Gesundheit meist dynamisch. So hat beispielsweise ein im letzten Jahr durch einen Arbeitsunfall verletztes Kind heute ein niedriges Gesundheitsniveau und kann keiner Arbeit mehr nachgehen. Eine einfache bivariate Analyse zwischen Kinderarbeit und Gesundheit würde also einen verfälschenden Zusammenhang darstellen.

Während sich direkte Effekte auf durch die Arbeit erlittene Verletzungen oder Krankheiten beziehen, beschreiben indirekte Effekte beispielsweise den Einfluss von Bildung auf die Gesundheit. Kinderarbeit hat eine Reduktion der Bildungsmöglichkeiten zu Folge. Geringere Bildung wiederum geht zum einen mit einem verminderten Einkommen, zum anderen mit geringerem Gesundheitsbewusstsein einher. Beide Faktoren beeinflussen die Gesundheit negativ.

Die dargestellten Effekte erschweren die empirische Bestimmung des Zusammenhangs. Eine brasilianische Studie zeigt, dass umso häufiger Krankheiten im Alter auftreten, je jünger das Kind bei Arbeitsantritt war. 4) Eine weitere Untersuchung legt eine mögliche negative Korrelation zwischen Kinderarbeit und Gesundheitszustand nahe. So hat Kinderarbeit u.a. eine Zunahme von Mangelernährung, vermindertem Wachstum und Kindersterblichkeit zur Folge. Weitere Zeitreihenanalysen sind nötig um den Zusammenhang genauer zu bestimmen. 5)

Bereits heute ist jedoch klar, dass dieselben Arbeiten bei Kindern in größeren Gesundheitsbeeinträchtigungen resultieren als bei Erwachsenen. 6) Hierfür sind neben andauerndem Skelettwachstum und Organentwicklung, ein geringes Risikobewusstsein, fehlende Fertigkeiten und eine geringere Hitzetoleranz verantwortlich. So treten bei Kindern Arbeitsunfälle beinahe doppelt so häufig wie bei Erwachsenen auf. 7)

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. rabble.ca – Coalition aims to curb child labour in British Columbia
  2. ILO, 2012 – TACKLING CHILD LABOUR: from commitment to action
  3. ILO, 1999 – ILO Convention 182
  4. O’Donnell et al, UCW, 2002 – Child labour and health: evidence and research issues
  5. Roggero et al, American Journal of Public Health, 2007 – The Health Impact of Child Labor in Developing Countries: Evidence From Cross-Country Data
  6. Yadav, Sengupta, Journal of Human Ecology, 2009 – Environmental and Occupational Health Problems of Child Labour: Some Issues and Challenges for Future
  7. University of Iowa Labor Center – Child Labor and Health



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