Nestlé, der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt, kündigte am Montag an, mit der US-NGO Fair Labour Association (FLA) zusammenzuarbeiten, um die Problematik der Kinderarbeit in der Elfenbeinküste, dem größten Kakaolieferanten des Konzerns, zu ermitteln. Im Januar nächsten Jahres werden Experten der FLA in die Elfenbeinküste geschickt, um die Kakao-Produktionskette der Firma unter die Lupe zu nehmen. Laut Nestlé stelle dies einen großen Schritt zur Beendigung der Kinderarbeit in ihren Kakaoprodukten dar.
Tatsächlich ist Nestlé der erste multinationale Lebensmittelkonzern, der mit der FLA kooperiert. Jedoch fragen Kritiker, warum der Konzern so lange nicht gehandelt hat, obwohl bekannt war, dass Kinder in deren Kakaoproduktion involviert sind. Schon vor 10 Jahren unterzeichneten die weltgrößten Schokoladenhersteller, darunter Nestlé, das Kakaoprotokoll, mit dem Ziel ausbeuterische Kinderarbeit zu unterbinden. Vor 6 Jahren wurden Nestlé und andere Firmen (Archer Daniels Midland Co., Cargill Incorporated Company, Cargill Cocoa, West Africa S.A) dann sogar wegen Kinderhandel, Folterung und erzwungener Kinderarbeit in der Elfenbeinküste angeklagt. Die Klage läuft immer noch.
Gilbert Kone Kafana, Minister für Arbeit und Soziales in der Elfenbeinküste, sieht eine „moralische Verantwortung“ der Schokoladenhersteller, bei dem Aufbau des Landes zu helfen. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur und der Massenarmut in der Elfenbeinküste nach Jahren des Bürgerkriegs geht diese Verantwortung über die reine Kontrolle von Plantagen auf Kinderarbeit und ein paar Vorzeigeprojekte hinaus.
Kinderarbeit wird allein durch Kontrollen nicht zu überwinden sein. Wenn Kinder gezwungen sind zum Lebensunterhalt beizutragen, weil ihre Eltern z.B. auf Plantagen nur Hungerlöhne verdienen, sind Kontrollen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für Firmen wie Nestlé gibt es noch viel zu tun, um wirklich verantwortlich zu handeln. So bleibt zu hoffen, dass die Zusammenarbeit mit der FLA nicht nur eine PR-Aktion von Nestlé ist und der nächste kleine Schritt zu mehr Firmenverantwortung nicht noch einmal 10 Jahre dauert.